Anstrengungsvermeidung

 

[engl. effort avoidance], [EM], bez. die Neigung, sich den mit einem Leistungseinsatz in best. akt. oder generell aversiv erlebten Aktionsfeldern verbundenen Anstrengungen durch den aktiven Einsatz geeigneter Verhaltensstrategien zu entziehen (Rollett, 1985, Rollett & Rollett, 2018). Sie entsteht, wenn zielbezogene Anforderungen und die damit verbundenen Tätigkeiten in einem Handlungsbereich regelmäßig neg. emotionelle Reaktionen auslösen, eine folgenlose Vermeidung (Handlungsregulation) aber aus sachlichen und/oder soz. Gründen nicht möglich ist, wie dies bei vielen Anforderungen im Alltag, in der Schule und im Beruf der Fall ist (Rollett, 2005). Anstrengungsvermeidende Verhaltensweisen sind sehr vielfältig und haben das Ziel, sich der Anforderung der soz. Umwelt zu entziehen (Rollett & Bartram, 1998). Bsp. sind «sich ungeschickt anstellen», emot. Ausbrüche, Aufschieben des Tätigkeitsbeginns oder ein u. U. sehr großes Engagement bei anderen Aufgaben (Prokrastination). Anstrengungsvermeidung in Leistungssituationen muss daher gegen generalisierende Zuschreibungen (wie z. B. «Faulheit») abgegrenzt werden. Anstrengungsvermeidung stellt (Rollett & Bartram, 1977, 1998) eine eigenständige Motivkategorie (Anstrengungsvermeidungsmotivation) dar, wobei unter Motiven bedürfnisorientierte Selbststeuerungssysteme zu verstehen sind (Kuhl, 2006), die im Verlauf einer indiv. Lern- bzw. Erfahrungsgeschichte erworben werden.

Anstrengungsvermeidung ist nicht immer kontraproduktiv: Sind intakte Anreiz- und Handlungszielstrukturen (Handlungskontrolltheorie) vorhanden, ist das aktive Bemühen um eine Vermeidung eines ressourcenkonsumierenden, u. U. auch unnötig hohen Aufwandes eine mögliche Voraussetzung für die Entwicklung effizienterer Methoden der Zielerreichung. Es muss daher zw. problemlösender («intelligenter») und nicht-problemlösender Anstrengungsvermeidung unterschieden werden. Zum behandlungsbedürftigen Problem wird Anstrengungsvermeidung, wenn wichtige Lebensbereiche betroffen sind und es in diesen zu massiven Formen von Leistungsverweigerung kommt (Lintorf et al., 2017).

Referenzen und vertiefende Literatur

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