Beanspruchung
[engl. demands, strain], [AO], die subj. Auswirkung einer von außen einwirkenden Belastung (Arbeitsbelastung). Nach Bartenwerfer (1961) ein «biol. Vorgang der allmählichen Schwächung der psychophysiologischen Struktur des Individuums infolge anhaltender psych. Aktivität». Die Schwächung pflegt sich in der Verschlechterung best. Leistungen auszudrücken oder in der Vergrößerung der nötigen psych. Anstrengung je Leistungseinheit. Außerdem verändern sich physiol. Reaktionen. Als Hinweisreize für das Ausmaß der erlebten Beanspruchung dienen interne Signale wie Muskelschmerzen, Augenbrennen, aber auch Ermüdung. Demgemäß hängen inter- und intraindividuelle Unterschiede in der Intensität des B.erlebens direkt mit der wahrgenommenen Stärke der Hinweisreize zus. Stress (Holling, 1989). Arbeitswiss. wird psych. Beanspruchung definiert als die indiv., zeitlich unmittelbare und nicht langfristige Auswirkung der psych. Belastung im Menschen in Abhängigkeit von seinen indiv. Voraussetzungen und seinem Zustand (DIN-Norm Nr. 33405, Normenausschuss Ergonomie, 1987), komplementär dazu wird psychische Belastung verstanden als die Gesamtheit der erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn einwirken. Die Begriffe psych. Belastung und Beanspruchung sind sehr allg., neutrale Begriffe. Stress am Arbeitsplatz lässt sich als spezif. Art psych. Beanspruchungen eingrenzen (Greif, 1991b). Grundlegende psychol. Beiträge hat bereits Düker mit dem von ihm entdeckten Phänomen der reaktiven Leistungssteigerung geliefert. Heute ist die interdisziplinäre Belastungs- und Beanspruchungsforschung ein außerordentlich umfangreiches Gebiet und untersucht vielfältige allg. bedeutsame Umgebungsbelastungen (z. B. Lärm, Hitze, Staub und Schadstoffe), Zeitdruck oder Schichtarbeit sowie auch spez. Belastungsbedingungen z. B. Handlungsunterbrechungen bei systembedingten Wartezeiten am Computer (Systemresponsezeiten). In Felduntersuchungen über Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz finden sich häufig Mehrfachbelastungen (Dunckel, 1991). Psychophysiol. Untersuchungsmethoden und Indikatoren werden von Boucsein (1991) dargestellt, ausgewählte standardisierte Tätigkeitsanalysen, die Skalen zur Analyse von Belastungen und Beanspruchungen enthalten, sind das Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse (ISTA) und die Regulationshindernisse in der Arbeitstätigkeit (RHIA). Methoden der Beanspruchungsanalyse bei Doppeltätigkeiten beschreibt Wieland-Eckelmann (1992).