Campbell-Paradigma
[engl. Campbell's paradigm], nach D.T. Campbell (1916−1996), [KOG, PER, SOZ], die konventionelle Sicht des Einstellungs-Verhaltenszusammenhanges (Einstellung, Verhalten) geht von einer Ursache-Wirkungs-Relation aus. Damit einher geht die konzeptuelle Unterscheidung von Einstellung (der subj. mentalen Ursache des Verhaltens) und ihrer obj. beobachtbaren Verhaltenskonsequenz. Entsprechend ist eine Erklärungslücke möglich, wenn Einstellungen nur bedingt tauglich sind, Verhalten zu erklären, und umgekehrt, wenn Verhalten nicht die entspr. Einstellung mit sich bringt. Demgegenüber wird im Campbell-Paradigma von der von Werner Greve beschriebenen logisch-axiomatischen Verknüpfung von Verhalten und Intention ausgegangen. Die Intention zeigt sich dabei in Form einer indiv. Verhaltensdisposition, die das Verhalten einer best. Verhaltensklasse mitkontrolliert. Gesundheitsverhalten ist entspr. Verhalten, mit dem ein Akteur seine Gesundheit wiederherzustellen bzw. zu erhalten beabsichtigt. In der Ausprägung der Verhaltensdisposition zeigt sich die Wertschätzung oder Valenz der Gesundheit. Belanglos ist dabei, ob das Verhalten überhaupt faktisch dazu in der Lage ist, den Gesundheitsstatus zu verbessern. Verhalten und Einstellung werden somit in einer teleologischen (Teleologie, Mittel-Ziel-Überzeugung) und nicht in einer kausalen Relation (Kausalität) gesehen. Folgerichtig wird ein best. Verhalten (z. B. Fahrradfahren) zu einem Verhaltensmittel, um das Einstellungsziel (z. B. Gesundheit; Ziele, gesundheitsbezogene) zu realisieren. Die Extremität einer Einstellung und damit der Verhaltensdisposition zeigt sich im Verhaltensaufwand, den jemand auf sich nimmt, um das Einstellungsziel (z. B. Gesundheit) zu realisieren. Math. wird das Campbell-Paradigma mit dem Rasch-Modell dargestellt. Dabei wird das Ausmaß einer indiv. Einstellung aus den in der Vergangenheit gezeigten Verhaltensweisen einer Klasse einstellungsrelevanter Verhaltensweisen geschätzt. Entsprechend sind Verhaltensdisposition und Einstellungsauprägung konzeptionell identisch.