Dysarthrie
[engl. dysarthria; gr. δυσ- (dys-) miss-, ἄρθροειν (arhtroein) artikuliere], [BIO, KOG], nach Arnold (1970) Störungen der Aussprache infolge von Erkrankungen der zerebralen Zentren, Bahnen und Kerne der am Sprechvorgang beteiligten Nerven. Im Unterschied zu den Lähmungen und Läsionen der peripheren Hirnnervenverläufe (Dysglossie) fehlt bei den zentralen Dysarthrie nicht nur die Innervation einzelner, am Sprechvorgang beteiligter Muskeln und damit die Bildung best. Artikuleme (Phonem), sondern sie stören die Regulation der gesamten Artikulomotorik (Sprachproduktion). Spezif. dysarthrische Störungsformen sind nach neurologisch-phoniatrischer Auffassung (Böhme, 1973) durch die Lokalisation und das Ausmaß der zentralen Schädigung, nicht aber durch die Krankheitsart best. Aus dem Versuch einer Zuordnung von klin. beschriebenen Sprechstörungen bei Pat. mit umschriebenem Sitz von Tumoren, Erweichungsherden oder Erkrankungen (z. B. Chorea, Parkinson’sche Erkrankung) zu einzelnen Hirnregionen ist die neurologische Einteilung der Dysarthrie im Erwachsenenalter nach hirnanatomischen Gesichtspunkten entstanden: kortikale (meist gemischt mit dysphasischen Symptomen), pyramidale (plumpe, hypertonische, spastische Artikulomotorik), extrapyramidale (Hyper- oder Hypokinesen, gestörte Prosodie mit Monotonie, Monodynamik und Propulsion, auch Palilalie oder Tachyphemie), frontopontine (Antriebsstörungen mit immer rascher und leiser werdendem Sprechen und vorzeitig endenden Bewegungen), zerebellare (Bradylalie oder Tachylalie, dysmetrische Bewegungen, Skandieren, rau-gequetschter Stimmklang) und bulbäre Dysarthrie (atonisch-schlaffe Lähmungen der Artikulationswerkzeuge bis zur Anarthrie); Mischformen sind häufig. Unabh. von dieser Einteilung der später erworbenen Dysarthrie müssen noch diejenigen nach zerebraler Kinderlähmung unterschieden werden (Sprachstörungen); diese machen eine strenge Abgrenzung der Dysarthrie gegenüber manchen Formen der Dysphasie problematisch. Eine dysarthrisch behinderte Artikulomotorik nach zerebraler Kinderlähmung ohne Beeinträchtigung der gesamten Sprachentwicklung ist eine Seltenheit.