Einstellung; Struktur, Verhaltensaspekte und Funktionen
[engl. attitude; its structure, behavior relation, and function], [KOG, PER, SOZ], Einstellungen (Einstellung, kurz E) sind in der Ps. auf drei Arten definiert. (1) meint die latente Neigung von Personen, ein Einstellungs-Objekt (z. B. Autos) bzw. ein mit diesem Einstellungs-Objekt verbundenes Verhaltensziel (z. B. Auto fahren, Auto besitzen, Autos betrachten) mehr oder weniger wertzuschätzen. Solch latente Neigungen werden als generelle Gefühlszustände, ps. Tendenzen oder auch seelische und nervliche Bereitschaftszustände bezeichnet. Das Ausmaß der Wertschätzung und die pos. bzw. neg. Wertigkeit (Valenz) sind die zwei formalen Aspekte, nach denen
unterschieden werden. (2)
meint die ps. vermutete Zusammenhangsstärke zw. einer kogn./mental verankerten Bewertung (Kognition) und einem kogn./mental verankerten Einstellungs-Objekt. (3)
meint in der Vergangenheit gezeigtes Verhalten einer in Bezug auf das Einstellungs-Objekt (z. B. Umweltschutz) relevanten Verhaltensklasse (z. B. umweltschützende Verhaltensweisen) und die Wahrscheinlichkeit, mit welcher der Besitzer der Einstellung dieses Verhalten zukünftig wieder zeigen wird.
Die ersten beiden Def. machen zu einem – empir. Forschung nicht unmittelbar zugänglichen – latenten Konzept (Konstrukt), das das Verhalten ursächlich kontrolliert. Dies zeigt sich z. B. darin, dass eine
zunächst aktiviert werden muss, bevor sie ein best. Verhalten nach sich zu ziehen vermag. Entsprechend ist eine
motivationale Determinante (Motivation) des Verhaltens in klass. Verhaltenstheorien (z. B. Theorie des geplanten Verhaltens). Die Ursache einer
wird i. d. R. lerntheoretisch konzipiert als Gratifikationserfahrung, die im Zusammenhang mit dem Einstllungs-Objekt gemacht wurde (Konditionierung, operante). Entsprechend wird daraus i. R. des Erwartung-mal-Wert-Modells (Erwartung-Wert-Theorien) abgeleitet, dass die in
zus.gefassten, im Gedächtnis gespeicherten Gratifikationserfahrungen als subj. Nutzenerwartung einer Person Verhalten motivieren.
Nach der dritten Def. sind und Verhalten nicht unterscheidbar. Verhalten und
werden dabei in einer teleologischen Relation (Mittel-Ziel-Überzeugung) und nicht in einer kausalen Relation gesehen (Campbell-Paradigma).
zeigt sich darin, was jemand in der Vergangenheit getan bzw. gesagt hat, getan zu haben, um das mit dem Einstellungs-Objekt (z. B. Umweltschutz) verbundene Ziel (z. B. Umwelt schützen) zu realisieren. Die bislang gezeigten Verhaltensweisen bilden im Umkehrschluss die
. Die
dem Umweltschutz gegenüber zeigt sich folgerichtig in umweltschützenden Verhaltensweisen wie dem Energiesparen, der Nutzung möglichst ressourcenschonender Verkehrsmittel und in der Behauptung, Mitglied einer Umweltschutzorganisationen zu sein. Die
einer Person wird im gezeigten Verhalten offensichtlich und lässt sich seinerseits als Wahrscheinlichkeit beschreiben, mit der die gezeigten Verhaltensweisen von der Person auch künftig wieder gezeigt werden. Entsprechend erübrigt sich die konzeptuelle Unterscheidung von
und der für das Einstellungs-Objekt relevanten Verhaltensklasse.
Die zeigt sich im Affekt, den Kognitionen und im Verhalten einer Person. Dabei dienen als Indikatoren der beobachtbare Affektausdruck bzw. der verbal geäußerte Affekt, sprachlich geäußerte Bewertungsurteile und Verhaltensabsichten sowie beobachtetes und selbstberichtetes vergangenes, in Bezug auf ein Einstellungs-Objekt relevantes Verhalten. Während bei
davon ausgegangen wird, dass die latent vorhandene Einstellungen ihre Indikatoren kontrolliert, wird
unmittelbar in den Verhaltensindikatoren manifest. Die
einer Person wird in den intrapersonal standardisierten Reaktionszeitunterschieden offenbar, die sich ergeben, wenn zwei vergleichbare Einstellungs-Objekte mit Bewertungsaussagen faktisch gekoppelt werden (Impliziter Assoziationstest (IAT)).
Die psychol. Einstellungs-Forschung hat sich – auch wegen der Konsistenzprobleme im Zusammenhang von Einstellung und Verhalten – zunehmend weg entwickelt von der ursprünglichen Primärfunktion, der Motivationsfunktion, die sich im Zweck von Einstellung zeigt, Verhalten zu antizipieren. Andere psychol. Funktionen von Einstellung sind entsprechend zentraler geworden. Die in diesem Zusammenhang vorgeschlagenen Alternativzwecke einer Einstellung liegen (1) im vom Besitzer einer Einstellung vermuteten Nutzen einer Einstellung bzw. deren Äußerung (adjustment function), (2) im Schutz des Ego vor schmerzhaften Erfahrungen (ego-defensive function), (3) in der Befriedigung, die sich durch die Äußerung einer Einstellung und der damit verbundenen Werthaltungen und Selbstkonzeptanteile ergeben (value-expressive function), und (4) in der Handlungs- bzw. Entscheidungssicherheit, die sich ergibt, wenn eine Einstellung als valide Entscheidungsgrundlage angesehen wird (knowledge function). Entsprechend dieser Neuausrichtung bestimmen eher kogn. Struktur- und Prozessmodelle die moderne -Forschung. Mit der Gleichsetzung von
und Verhalten ist das Konsistenzproblem weitgehend gelöst, und Verhaltensforschung ist entspr. auch wieder Gegenstand moderner
–Forschung geworden.