Evolutionstheorie
[engl. theory of evolution; lat. evolvere sich entwickeln, entfalten], [BIO, PER], veraltet auch Abstammungslehre, von Charles Darwin (1859) begründete biol. Theorie. Sie beschreibt und erklärt die Entstehung der heutigen biol. Arten, eingeschlossen der heutige Mensch (Homo sapiens sapiens), im Verlauf der Erdgeschichte durch langsame Veränderungen (Variation) und Anpassung an die jew. Umweltbedingungen dadurch, dass die besser angepassten Varianten bei gleichem Energieaufwand mehr fortpflanzungsfähige Nachfahren haben (natürliche Selektion). Dieser Veränderungsprozess wird Evolution genannt. Darwin nahm i. Ggs. zu Vorgängern wie Jean-Baptiste de Lamarck an, dass im Verlauf des Lebens erworbene Merkmale nicht vererbt werden, wobei Darwin die heutige Erklärung der Vererbung durch die Genetik noch nicht kannte. Erst nach seinem Tod wurde die Genetik in die Evolutionstheorie integriert zur Erklärung der Vererbung von Merkmalen und der Entstehung neuer Gen-Varianten (Allele) durch Mutation und sexuelle Rekombination elterlicher Allele bei der Fortpflanzung. Die Evolutionstheorie befasst sich nicht nur mit der Entstehung und Veränderung von Arten und arttypischem Verhalten (Verhaltensbiologie, Evolutionspsychologie), sondern auch mit der Entstehung und Veränderung genetischer Unterschiede innerhalb von Arten, insbes. beim Menschen. Damit ist sie relevant für die Erklärung von Unterschieden in der Persönlichkeit (s. auch Anlage-Umwelt). Im evolutionspsychol. Paradigma der Persönlichkeitsps. wird versucht, in allen Kulturen vorhandene Persönlichkeits- und Geschlechtsunterschiede, aber auch manche kult. Unterschiede, durch best. Prozesse der natürlichen Selektion innerhalb der Art zu erklären, insbes. intra- und intersexuelle Selektion, frequenzabhängige Selektion und Selektion konditionaler Entwicklungsstrategien.