Fortschritt, wissenschaftlicher

 

[engl. scientific progress], [FSE, PHI], inwieweit wiss. Entwicklungen und Veränderungen progressiv, statisch oder degenerativ sind, kann je nach fachwiss. und erkenntnistheoret. Position unterschiedlich bewertet werden. Aus Sicht des logischen Empirismus i. S. von Rudolf Carnap schreitet die Wiss. induktiv voran, indem zuverlässig beobachtete Regelmäßigkeiten allmählich generalisiert und zu Theorien abstrahiert werden (Induktion). In Karl Poppers Kritischem Rationalismus dagegen entsteht wissenschaftlicher

Fortschritt durch eine deduktive Methodologie: Mutige Hypothesen (bold conjectures) werden strengen Prüfungen (severe tests) unterzogen, nach denen sie entweder einen hohen Grad an Bewährung (corroboration) erhalten oder falsifiziert werden, was Anlass dazu sein soll, die Hypothese so zu modifizieren, dass sie auch den zunächst abweichenden Befund miterklären kann und somit der Wahrheit näherkommt. Nach Kuhn und Lakatos sind normalwiss. Forschungsprogramme progressiv, indem sie die betrachteten Sachverhalte genauer beschreiben und zutreffender erklären, während wichtige Grundannahmen (im Paradigma bzw. dem harten Kern) nicht zur Disposition stehen. Dagegen ist der (revolutionäre) Wechsel von einem Paradigma oder Forschungsprogramm zu einem anderen (z. B. von der behavioralen zur kogn. Gedächtnisps.) nicht eindeutig als wissenschaftlicher

Fortschritt zu identifizieren, da alte und neue Ansätze schwer vergleichbar oder gar inkommensurabel sind. Dementspr. beschränkt sich der wissenschaftstheoret. Strukturalismus auf die Differenzierung von theoret. und empir. wissenschaftlicher

Fortschritt und Rückschläge innerhalb eines theorieorientierten Forschungsprozesses. Jede Verfeinerung eines Theorie-Netzes, d. h., die neue Formulierung, Spezifizierung oder Modifikation theoret. Begriffe und Zus.hänge ist ein theoret. Fortschritt. Jede Ausdehnung der Menge der erfolgreichen Anwendungen für ein Theorie-Element ist ein empir. Fortschritt, ebenso die präzisere Abgrenzung zu den nicht erfolgreichen Anwendungsbereichen. Ein empir. Rückschlag entsteht, wenn sich die Theorie wider Erwarten auf eine best. Situation oder Fragestellung nicht erfolgreich anwenden lässt. Ein theoret. Rückschlag tritt ein, wenn ein Theorie-Element aufgegeben werden muss, weil sich keine oder nicht genügend erfolgreiche Anwendungen finden lassen. Wissenschaftstheorie.

Referenzen und vertiefende Literatur

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