Frühe Hilfen
[engl. early childhood interventions], [KLI], sind sowohl primär präventive Strategien i. S. der universellen Vorsorge als auch sekundär präventive Maßnahmen zum Kinderschutz. Diese Maßnahmen im frühkindlichen Alter setzen überwiegend an der Unterstützung der Familie an. Da die seelische Entwicklung und die damit korrespondierende Strukturierung des kindlichen Gehirns in den ersten Lebensjahren stark beeinflussbar sind, muss sich die Prävention auf die Förderung der Reifungsbedingungen für die Kinder am Anfang ihres Lebens konzentrieren. Dies gilt insbes. für diejenigen Kinder, die in sog. Risikofamilien (Familien, Hochrisiko-) aufwachsen. Frühe Hilfen bilden lokale und regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Hilfsangeboten für Eltern und Kinder ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 0- bis 3-Jährigen und ihren Familien. Der Wiss. Beirat des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) hat Frühe Hilfen wie folgt def.: «Frühe Hilfen zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Neben alltagspraktischer Unterstützung wollen Frühe Hilfen insbes. einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz von (werdenden) Müttern und Vätern leisten. Damit tragen sie maßgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und sichern deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe.» (Eltern-Kind-Beziehung, Erziehungsstile, Hilfen zur Erziehung). Frühe Hilfen umfassen vielfältige sowohl allg. als auch spezif., aufeinander bezogene und einander ergänzende Angebote und Maßnahmen. Grundlegend sind Angebote, die sich an alle (werdenden) Eltern mit ihren Kindern i. S. der Gesundheitsförderung richten (universelle/primäre Prävention). Darüber hinaus wenden sich Frühe Hilfen insbes. an Familien in Problemlagen (selektive/sekundäre Prävention). Frühe Hilfen tragen in der Arbeit mit den Familien dazu bei, dass Risiken für das Wohl und die Entwicklung des Kindes frühzeitig wahrgenommen und reduziert werden. Wenn die Hilfen nicht ausreichen, eine Gefährdung des Kindeswohls abzuwenden, sorgen Frühe Hilfen dafür, dass weitere Maßnahmen zum Schutz des Kindes ergriffen werden. Frühe Hilfen basieren v. a. auf multiprofessioneller Kooperation, beziehen aber auch bürgerschaftliches Engagement und die Stärkung sozialer Netzwerke von Familien mit ein. Zentral für die praktische Umsetzung von Frühe Hilfen ist deshalb eine enge Vernetzung und Kooperation von Institutionen und Angeboten aus den Bereichen der Schwangerschaftsberatung, des Gesundheitswesens, der interdisziplinären Frühförderung, der Kinder- und Jugendhilfe und weiterer sozialer Dienste. Frühe Hilfen haben dabei sowohl das Ziel, die flächendeckende Versorgung von Familien mit bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten voranzutreiben, als auch die Qualität der Versorgung zu verbessern. Für die Frühe Hilfen wurden in Dt. Interventionen zur Stärkung der problembelasteten Familien und zum Kinderschutz in einer Reihe von Modellprojekten in den Bundesländern erprobt [www.fruehehilfen.de/fruehe-hilfen/modellprojekte-fruehe-hilfen/]. Die Erfahrungen aus diesen Projekten mündeten in der Bundesinitiative Frühe Hilfen, einem Bestandteil des am 1.1.2013 wirksam gewordenen Bundeskinderschutzgesetzes. Zu den für die Frühe Hilfen maßgeblichen Gesetzen zählen inzw. dieses Gesetz, die Sozialgesetzbücher und landesgesetzliche Bestimmungen. Die vorwiegend internat. Literatur dokumentiert in zahlreichen Evaluationsstudien moderate Effekte durch Frühe Hilfen im Hinblick auf die Entwicklung des Kindes, den Belastungen der Bezugspersonen und der Beziehung zw. dem Kind und den Bezugspersonen. [www.fruehehilfen.de].