Funktionalismus
[engl. functionalism; lat. functio Ausführung], [PHI], in Amerika entstandene ps. Richtung, die ihre explizite Formulierung in den ersten Jahren des 20. Jhd. durch Angell erfuhr. Funktionalismus umfasste die gesamte junge amerikanische Ps. und trat in Opposition zu der damals stark vertretenen dt. Tradition der Wundt'schen Schule (Wundt, Wilhelm), die in Amerika fast nur noch von Titchener aufrechterhalten wurde. Letztere wurde im Ggs. zum Funktionalismus Strukturalismus(structuralism) genannt, womit das Bestreben, das Bewusstsein seinem Inhalt nach in letzten Elementen (Empfindung) darzustellen, gemeint war. Funktionalismus betont im Ggs. zu den (statisch aufgefassten) Bewusstseinsinhalten die ps. Funktionen, die mehr umfassen, als im Bewusstsein introspektiv vorfindbar ist. So die spontane Aktivität eines Selbst, die Bedeutung des Psychischen im biol. Zusammenhang als Anpassungsfunktion (adjustment) des Gesamtorganismus (Darwin). Einflüsse von Galton machen sich in einem starken Interesse an Differentieller Ps. geltend. Deweys Pragmatismus lenkt zu früher Beschäftigung mit angewandter Ps. bes. auf dem Gebiet der Pädagogik hin. Der Funktionalismus hat der jungen amerik. Ps., die aus der Wundt'schen Schule hervorgegangen war, an ihren Ursprüngen bereits die Prägung gegeben, die für ihre ganze weitere Entwicklung charakteristisch geblieben ist. Für den Funktionalismus ist nicht die Innenwelt wichtiger, sondern der Zusammenhang und die wechselseitige Abhängigkeit von Innen und Außen, zw. Individuum und Gesellschaft. Die Hauptvertreter waren J.R. Angell, J.M. Baldwin, J.M. Cattell, G.S. Hall, W. James, in der Schweiz E. Claparede. Dem Begriff Funktionalismus liegt keine grundlegende Def. von «Funktion» zugrunde, er bez. summarisch die angedeuteten Tendenzen. Funktionalismus dient auch als Bez. für den funktionalen Materialismus.