Gemeindepsychologie
[engl. community psychology], [KLI], auf dem Hintergrund von Bürgerrechtsbewegungen und psychosoz. Reformen entstandenes Teilgebiet oder Perspektive der Ps., das sich mit der Analyse und Modifikation von indiv. menschlichem Leid und Wohlbefinden in seinen kontextuellen Beziehungen und den sie prägenden Werten beschäftigt. Das Verhältnis von Person und Umwelt wird dabei in best. Beziehungsverhältnisse gebracht, z. B. i. S. von Bronfenbrenners sozial-ökologischem Modell mit den Ebenen Mikro-, Meso-, Exo- und Makrosystem (Entwicklung, ökologischer Ansatz nach Bronfenbrenner), Barkers behavior setting, das determinierende Verhaltensströme vorgibt, oder als Kontext i. S. der ökologischen Metapher von Kelly, welcher lebensweltliche, historisch def. und interdependente Strukturen als mehr oder weniger adaptiv wirksamen Umfluss von Ressourcen begreift. Im Mittelpunkt stehen Maßstäbe, die sich aus den allg. Menschenrechten ableiten und welche den kollektiven und zugleich selbstbest. Charakter der menschlichen Existenz betonen. Mit diesen Konzepten wird die Bedeutung des Individuums relativiert, aber auch obj. bzw. subj. Perspektiven mitgedacht. Eine für die G. zentralste subj. Kategorie ist in dem von Sarason geprägten Begriff des Sense of Community gefasst; als sinnstiftendes Gefühl und Kognition der Bindung an Orte und soziales Gebilde. Die Handlungsprinzipien der Gemeindepsychologie sind v. a. auf die Prävention biopsychosozialer Probleme und die Förderung einer entspr. Gesundheit ausgerichtet. Der Schwerpunkt liegt auf sozialen Veränderungen mithilfe von Machtumverteilungen (Empowerment), Partizipation, kult. Wachstum und gemeinschaftsdienlicher Kapazitätsbildung. Als Perspektive ist die Gemeindepsychologie theoret. und meth. pluralistisch orientiert, sie versteht sich aber auch, u. a. eingebettet in best. sozialphil. Traditionen wie z. B. dem Kommunitarismus, als eine kritische Instanz gegenüber der Mainstream-Ps. Zusammenhalt, sozialer.