Gendlin, Eugene

 

(1926–2017), [HIS, KLI, PHI], wurde als Eugen Gendelin am 25. Dezember 1926 in Wien geb. 1938 floh er mit seiner jüdischen Familie in die USA. Im letzten Kriegsjahr war Eugene Gendlin in der US-Navy. Von 1948 bis 1950 studierte er Philosophie an der Universität Chicago. In seiner Abschlussarbeit für den Master of Arts befasste sich Eugene Gendlin mit Wilhelm Dilthey. Eugene Gendlin kam 1951 an Rogers' Counseling Center (Universität Chicago), wo er zunächst Klient und Student war und später als Therapeut und Forscher wirkte. Von 1964 bis 1995 war Eugene Gendlin Prof. für Philosophie und Ps. an der Universität von Chicago. Er begründete die Focusing-orientierte Psychotherapie (Gendlin & Wiltschko, 2007), in welcher die Person ihrem Körper quasi durch dessen psychosoziale Involviertheit hindurch semantisch sukzessive näherkommt, was insbes. bei Störungen im Bereich der Psychosomatik heilsam ist (Gendlin, 1978).  In seinem an Dilthey orientierten Hauptwerk A process model (Gendlin, 1997) versteht Eugene Gendlin den Lebensprozess als Wechselwirkung des Organismus mit dessen Umwelt. Es handelt sich um ein interaktionsbasiertes Modell, das die historisch-gesellschaftliche Divergenz von Physis und Psyche wiederum zusammenschließt. Nach Eugene Gendlin sind Kultur, Arbeit, Freizeit, Bezugspersonen usw. persönliche Bezüge, die sich im Organismus kreuzen.Mit jeder Interaktion wird jeweils eine neue Erfahrung einbezogen, wodurch sich das schon früher Integrierte verändert, bevor es weitergehend aufgefächert und ausgebreitet wird. Dieser Prozess der Explikation besteht im Wesentlichen darin, dass sich die Person in etwas Gegebenes hineinbegibt; i. d. R. in etwas bereits interaktiv Involviertes, wodurch sich etwas ereignet, das weitergehend erneut expliziert wird. Im Unterschied zum Dritte-Person-Objekt der instrumentellen Wiss. steht bei Eugene Gendlin die Person als Subjekt im Zentrum, weshalb er seine ganzheitliche Vorgehensweise First-Person-Science nannte. Das Werk von Eugene Gendlin hatte erhebliche Bedeutung für die Gesprächspsychotherapie.

Referenzen und vertiefende Literatur

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