General Aggression Model
[engl.] «Allgemeines Modell der Aggression», [EM, SOZ], stellt eine Integration versch. Erklärungen aggressiven Verhaltens dar und umfasst u. a. die Ansätze der kogn.-neoassoziationistischen Theorie, sozialkogn. Lerntheorien und der Theorie der Erregungsübertragung. Es beschreibt die Entstehung von Aggression auf der Ebene spezif. Situationen und über die Zeit (Anderson & Bushman, 2002). Auf der Episodenebene wird eine Wechselwirkung personaler (z. B. Geschlecht, Trait-Aggressivität, Einstellungen, Werte, Ziele, Wissensstrukturen wie Schemata und Skripts) und situativer (z. B. Frustration, Provokation, aggressive Hinweisreize, aversive Zustände) Input-Variablen postuliert. Diese löst über drei netzwerkartig miteinander verbundene Routen des kogn. Primings (Feindseligkeit), des neg. Affekts (Ärger) und der physiol. Erregung einen automatischen oder kontrollierten Bewertungs- und Entscheidungsprozess aus, der zu aggressivem Verhalten führen kann. Die Aggression ist Teil einer sozialen Interaktion), die als situative Variable eine neue Episode auslösen kann. Zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Aggression über die Zeit postuliert das General Aggression Model, dass die Aktivierung aggressiver Wissensstrukturen (Wissen) durch wiederholte einzelne aggressive Episoden langfristig zur Chronifizierung und Automatisierung aggressiver Kognitionen, Verstärkung aggressionsbezogener Einstellungen sowie Wahrnehmungsverzerrung in sozialen Interaktionen (z. B. Attributionsstil, feindseliger) und Desensibilisierung führen. Diese Prozesse erhöhen die Trait-Aggressivität (trait), die wiederum als personale Variable Einfluss auf eine neue Episode nimmt. Das General Aggression Model wurde bislang angewendet auf die Erklärung der aggressionserhöhenden Wirkung des Konsums von Mediengewalt, extremen Temperaturen, Schmerz etc. und wurde kürzlich theoretisch erweitert, u. a. bzgl. seiner Anwendbarkeit auf Gewalt in intimen Beziehungen und Gewalt zw. Gruppen (DeWall et al., 2011).