Gottschaldt, Kurt
(1902–1991), [EW, HIS, WA], neben Metzger und Rausch einer der Gestalttheoretiker (Gestaltpsychologie) der zweiten Generation. Gottschaldt studierte an der Universität Berlin zunächst Physik und Chemie, wandte sich dann, angeregt durch Vorlesungen von Köhler, der Philosophie und Ps. zu, 1926 promovierte er bei Köhler mit einer Arbeit «Über den Einfluß der Erfahrung auf die Wahrnehmung von Figuren. 1. Die Wirkung gehäufter Einprägung von Figuren auf ihre Sichtbarkeit in umfassenden Konfigurationen»; im gleichen Jahr wurde er Assistent in Berlin, 1929 erhielt er an der Rheinischen Provinzialanstalt für seelisch Abnorme in Bonn eine Anstellung und leitete dort die Ps. Abteilung. In dieser Zeit entstand seine Habilitationsschrift «Der Aufbau des kindlichen Handelns», mit der er sich 1932 an der Universität Bonn bei E. Rothacker habilitierte. Ab 1935 war Gottschaldt ao. Prof. an der Universität Berlin, er leitete dort die Abteilung Erbps. am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie und führte Längsschnittstudien an Zwillingen durch, die er nach Kriegsende fortsetzen konnte. Gottschaldt war Gegner des Nationalsozialismus; wiederholt wurde ihm die frühere KPD-Mitgliedschaft nachgesagt (Ebisch, 2012). 1946 wurde Gottschaldt an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin zum o. Prof. und Direktor des Ps. Instituts berufen, das er in den Folgejahren erheblich ausbauen konnte. Viele Ps.prof. der DDR waren Schüler von Gottschaldt. 1961 erhielt Gottschaldt einen Ruf der Universität Göttingen, den er 1962 annahm. Er lehrte dort bis 1970.