Habituation
[engl. habituation; lat. habitare wohnen, heimisch sein], [KOG, WA], die H. ist eine einfache (meist unbewusste) Lernform (Lernen): Wird ein Organismus wiederholt einem unbedeutenden Reiz ausgesetzt, kann dies mit steigender Anzahl an Wiederholungen graduell zu einer zentralnervös bedingten Abschwächung der (motorischen (Motorik) oder sensorischen (Wahrnehmung) Reaktionsbereitschaft des Organismus führen bzw. sogar zum Ausbleiben der Reaktion (asymptotischer Zusammenhang zw. Stimulusdarbietung und Reaktion). Die Habituation ist stimulusspezifisch (d. h., die Abschwächung bezieht sich nur auf einen best. Reiz), reaktionsspezifisch (d. h., es habituiert nur eine best. Reaktion), und tritt ausschließlich bei unbedingten (d. h. angeborenen bzw. reflexartigen (Reflex)), nicht aber bei bedingten (erlernten) Reaktionen auf (bedingter Reflex). Wird ein spezif. Reiz über längere Zeit nicht dargeboten, kann eine Erholung der abgeschwächten Reaktion eintreten. Lassen die Effekte der Habituation nach wenigen Stunden bereits nach, wird von Kurzzeit-Habituation gesprochen (Spontanerholung), sind längere Zeiträume (Wochen bis Monate) notwendig, liegt Langzeit-Habituation vor. Habituation kann bei nahezu allen lebenden Organismen auftreten. Beim Menschen erfolgt die Habituation schon früh im Kindesalter und wird bspw. zur Untersuchung der Wahrnehmungsentwicklung in der exp. Säuglingsforschung eingesetzt (Habituierungsmethode, s.a. Habituations-Dishabituations-Paradigma). Die Habituation wird erfolgreich in der Verhaltenstherapie zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt (Konfrontation mit Reaktionsverhinderung). Häufig syn. gebrauchte Begriffe für die Habituation sind Habituierung, Gewohnheitslernen und Reizgewöhnung. Die Habituation ist abzugrenzen von Adaptation, Ermüdung und Auslöschung (Extinktion). Das Antonym zur Habituation ist Sensitivierung. Eine ausführlichere Def. der Habituation liefern Thompson & Spencer (1966), eine rev. Def. liefert Rankin (2009).