Hippocampus
[engl. hippocampus; lat. Seepferdchen], syn. Ammonshorn, [BIO], Teil des Gehirns (Gehirn), der sich von der Innenseite des Schläfenlappens bis in das Unterhorn des Seitenventrikels erstreckt. Der hippocampale Komplex kann funktional als Teil der neokortikalen Assoziationsrinde aufgefasst werden. Zugleich Teil des limbischen Systems (s. Abb. dort). Funktional wird dem Hippocampus eine zentrale Rolle bei der Gedächtniskonsolidierung zugesprochen, spez. bei der Umkodierung und Übertragung von Informationen aus dem primären Kurzzeit- in das sekundäre Langzeitgedächtnis, ferner auch spez. für das Behalten räumlicher Orientierungen. So führt zunehmende Zerstörung des Hippocampus steigend zur vollst. Unfähigkeit, neues verbales Lernmaterial zu behalten. In neuerer Zeit konnte elektrophysiol. (bei klassischer Konditionierung, klassische) die Entwicklung eines Engramms in Zellen des Hippocampus sowie im N. interpositus des Cerebellums versch. Tiere nachgewiesen werden. Bei Primaten ist für komplexere Lernvorgänge der intakte Hippocampus eine notwendige Voraussetzung. Auch bei Korsakoff-Pat., bei denen weit gestreute Läsionen im limbischen System angetroffen werden können, ist der Hippocampus immer betroffen. Im Hippocampus besteht offenbar auch eine enge Verbindung zw. Gedächtnis, Stressbewältigung, Alter und Schlaf. Glukokortikoide, die bei Stress freigesetzt werden, führen, wenn sie im Tierversuch für längere Zeit gegeben werden, zur Zerstörung hippocampaler Neurone. Auch im Alter findet sich generell ein Anstieg der Serum-Glukokortikoide, was mit der Reduktion der ersten Tiefschlafphase im Alter, aber auch mit dem Anstieg von Gedächtnisdefiziten einhergeht. Im Alter wird bei Tier und Mensch die Feedback-Regelung der Hypophysen-Nebennierenrindenachse schwächer (Hypophyse). Dadurch bleibt nach Stressreizen (Aufregung) die hormonelle Reaktion länger bestehen, die neg. auf das H.gewebe zu wirken scheint, denn im Tierversuch lässt sich diese Alterung des Gedächtnisses durch Entfernung der Nebennieren verhindern. Der ganze Prozess scheint zudem einem Circulus vitiosus (aus: Altern – Stressanstieg – Gedächtnisverlust) zu entsprechen, da der Hippocampus (bei voller Funktion) einen hemmenden Einfluss – über das Kortikotropin-Releasing-Hormon (CRH, Hormone) – auf den Glukokortikoidanstieg hat und dieser folglich im Alter oder bei fehlendem Tiefschlaf weniger gebremst wird.