Intentions-Verhaltens-Lücke
[engl. intention-behaviour gap], [EM, KOG, SOZ], beschreibt das Phänomen, dass Angaben zu Verhaltensintentionen (Absicht) und zur Ausführung des Zielverhaltens häufig nicht übereinstimmen. Diese Diskrepanz lässt sich v. a. zurückführen auf Personen mit Verhaltensintention, die an der Ausführung des Zielverhaltens scheitern (Orbell & Sheeran, 1998). Entsprechend führen auch mittlere bis große Veränderungen in Intentionen nach Interventionen im Durchschnitt nur zu kleinen bis mittleren Veränderungen im Verhalten. Unterschiede in der Motivation (o. Zielbindung) können die Intentions-Verhaltens-Diskrepanz nicht erklären. Ursächlich für die Intentions-Verhaltens-Lücke sind Probleme bei der Zielverfolgung (s. a. Volition), die auf internen, oft selbstregulativen Faktoren (Selbstregulation), aber auch externen (z. B. Zeit) Faktoren beruhen können. Selbstregulationsprobleme bspw. können in Form von Unterregulation (fehlende Selbstregulation) und Misregulation (fehlgeleitete Selbstregulation) auftreten, und je mit Problemen bei der Initiierung (z. B. durch Zielkonflikte, Verpassen günstiger Gelegenheiten) bzw. Vollendung des Zielverhaltens (z. B. mangelnde Aufmerksamkeitsregulation, Kontrolle von Störfaktoren) zum Auftreten der Intentions-Verhaltens-Lücke beitragen. Theorien zur Vorhersage von Verhalten, die v. a. Intentionen als Determinanten von Verhalten spezifizieren (z. B. Theorie des geplanten Verhaltens), erlauben keine Aussage über die ps. Prozesse, die zur Überbrückung der Intentions-Verhaltens-Lücke beitragen. Intentionen sind zwar gesicherte Prädiktoren von Verhalten, lassen aber ca. 70 bis 80% der Verhaltensvarianz unerklärt. Empir. konnten best. Moderatoren einen Teil zur Überbrückung der Intentions-Verhaltens-Lücke beitragen (z. B. Selbstwirksamkeit, Handlungskontrolle), sie sind jedoch in ihrer Moderatorfunktion nicht explizit theoret. verankert. Volitionale Interventionsstrategien (z. B. Formulieren von Implementierungsintentionen, Förderung der Selbstregulation) können gezielt die Umsetzung von Intentionen in Verhalten fördern. Transtheoretisches Modell.