Krankheitsmodelle

 

[engl. modelsof disease/illness], [GES], seit der naturwiss. Wende der Med. im 19. Jhd. haben sich med. Modelle zur Erklärung von Krankheit etabliert. Im biomed. Krankheitsmodell werden alle Krankheiten durch physiol. Prozesse im Organismus erklärt. Es wurde für lange Zeit zum dominanten wiss. Paradigma und zur Grundlage eines darauf aufbauenden kurativen med. Gesundheitssystems. Der Körper wird zum Naturgegenstand erklärt, die Krankheit wird als Störung im normalen Funktionieren des Organismus verstanden und die kranke Person als passiver Träger einer Krankheit. Die med. Behandlung ist obj.-neutral und orientiert sich an der Erkrankung und ihren spezif. Ursachen, nicht an der Person.

Die Kritik an diesem biomed. Krankheitsmodell hat eine lange Tradition und wurde insbes. in den 1970er-Jahren vom US-amerik. Sozialmediziner Engel (1977) formuliert. Er warf dem Modell vor, Krankheiten auf ein körperliches Phänomen zu reduzieren, Körper und Seele zu trennen (Leib-Seele-Dualismus), individualistisch und reduktionistisch zu sein. Seine Kritik hat er in mehreren Argumenten zus.gefasst, nämlich dass der Nachweis biochemischer Abweichungen nur eine notwendige, keine hinreichende Bedingung zur Erklärung einer Krankheit sei, dass auch die Lebensumstände des Pat. sowie verhaltensmäßige und psychosoziale Bedingungen berücksichtigt werden müssen, um das Phänomen Krankheit wiss. zu erfassen und erfolgreich zu behandeln, kurz, dass eine Krankheit auch die kranke Person in ihrem psych. Erleben und sozialen Verhältnissen einschließen müsse. Wenn also in Wiss. und Praxis eine Krankheit nicht nur in ihren biol. Phänomenen, sondern auch die psych., sozialen und verhaltensbezogenen Prozesse berücksichtigt und integriert werden müssen, dann muss eine Erweiterung zu einem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell vorgenommen werden. Die Erklärung und Behandlung von Krankheiten hat daher nicht nur auf einer körperlich-physiol. Ebene zu erfolgen, sondern auch die Individuen und die Gesellschaft mit ihren psych. und sozialen Determinanten von Krankheiten systematisch in Forschung und Praxis einzubeziehen. Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell wurde zum dominanten Paradigma der Gesundheitswissenschaft und war entscheidend für die Entstehung von neuen Disziplinen wie der Gesundheitsps. und der Med.soziologie. Sie lenkte die Erforschung der Ursachen von Krankheiten (Ätiologie), die Praxis der Prävention und Behandlung von Krankheiten und die Entwicklung einer pat.orientierten Krankenversorgung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die bio-psycho-soziale Perspektive in der Internat. Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) übernommen. In der ICF wird Funktionsfähigkeit (Körperfunktionen und -strukturen, Aktivitäten und Teilhabe) nicht als Folge, sondern als Ergebnis einer Wechselwirkung zw. Krankheiten und Kontextfaktoren (Umweltfaktoren, personbezogene Faktoren) beschrieben. Auf Grundlage dieses Modells zielen Prävention und Rehabilitation darauf ab, Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit vorzubeugen, ihnen entgegenzuwirken oder sie zu überwinden und dabei diese Wechselwirkungen einzubeziehen. Gesundheit, Gesundheit, Dimensionen der, Gesundheit, Modelle der.

Referenzen und vertiefende Literatur

Die Literaturverweise stehen Ihnen nur mit der Premium-Version zur Verfügung.