Kritischer Rationalismus
[engl. critical rationalism; gr. κρίνειν (krinein) unterscheiden, beurteilen, ratio Vernunft], [PHI], von Popper begründete phil. Richtung, die alles Wissen (theoretischer wie empirischer Art) und überhaupt jeden Problemlösungsversuch für fehlbar hält (Fallibismus) und daher im Unterschied zum klass. Rationalismus das Ziel sicherer Erkenntnis aufgibt. Anders als die skeptischen und relativistischen Strömungen hält der Kritische Rationalismus echte Erkenntnis dennoch für möglich, i. S. von Fortschritten bei dem Versuch der zutreffenden Darstellung der Realität durch Gesetzeshypothesen. Zentrales Moment der Rationalität ist die kritische Prüfung, Kriterium wiss. Theorien die Falsifizierbarkeit sowie die Bemühung um strenge Prüfung und Falsifikation. Letzteres verlangt zur Prüfung von Theorien eine Suche nach alternativen Erklärungen und nach widersprechenden Fakten, die den Weg zu gehaltvolleren und zutreffenderen Theorien weisen. Streng geprüfte und nicht falsifizierte Aussagen gelten als bewährt, doch niemals als bewiesen und auch nicht als induktiv gestützt oder wahrscheinlich. Über die Methodologie der Wissenschaften hinaus beansprucht der Kritische Rationalismus Geltung für andere Arten menschlicher Praxis, etwa Kunst, Recht, Wirtschaft und Politik.