Legasthenie
[engl. dyslexia; lat. legere lesen, gr. ἀσθένεια (astheneia) Kraftlosigkeit, Schwäche], [KLI, PÄD], der Begriff Legasthenie wird meist syn. mit dem Begriff (spezif.) Lese-Rechtschreib-Störung verwendet. Nach der Diskrepanzdefinition (Lese-Rechtschreib-Störung, Diskrepanzdefinition) werden Kinder mit Legasthenie von Kindern mit einer (allg.) Lese-Rechtschreib-Schwäche abgegrenzt. Eine Legasthenie gilt als zentralnervös begründet und stabil, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche als vorübergehend und primär durch schlechte Lernbedingungen verursacht. Die Legasthenie zählt nach dem Klassifikationssystem ICD-10 (Klassifikation psychischer Störungen) zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81), wobei zw. einer Lese-Rechtschreib-Störung (F81.0) und einer isolierten Rechtschreibstörung (F81.1) unterschieden wird. Hauptmerkmal der Legasthenie ist eine erhebliche Beeinträchtigung beim Lesen- und Schreibenlernen. Beim Lesen können die Lesegeschwindigkeit, die Lesegenauigkeit und in Folge auch das Leseverständnis betroffen sein. Beim Rechtschreiben fällt eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Rechtschreibfehlern auf, wobei dasselbe Wort in einem Text unterschiedlich falsch geschrieben werden kann. Bei der Ursachensuche fokussieren versch. Forschungsdisziplinen auf potenziell gestörte Funktionsbereiche, hirnorganische Auffälligkeiten und genetische Besonderheiten. Als empirisch belegt gelten eine genetische Beteiligung und Defizite bei der phonologischen Informationsverarbeitung und der Sprachverarbeitung, in Einzelfällen auch bei der visuellen Informationsverarbeitung. Ein moderierender Einfluss wird Umweltbedingungen (z. B. häusliche Lesesozialisation) und Persönlichkeitsfaktoren (z. B. geringes schulisches Selbstkonzept) zugesprochen.