Lesen, Methoden zur Erfassung

 

[engl. assessment methods in reading research], [FSE, KOG], Verfahren lassen sich grob danach unterscheiden, ob der Leseprozess oder das Leseprodukt erfasst werden soll. Methoden zur Erfassung des Leseprozesses haben den Anspruch, die kogn. Vorgänge beim Lesen möglichst unmittelbar, d. h. «on-line» zu erheben. Sie kommen primär bei der Untersuchung hierarchieniedriger Teilprozesse des Lesens (auf Buchstaben-, Wort- und Satzebene) zum Einsatz und gehen davon aus, dass von der gemessenen Zeit auf die Verarbeitung zurückgeschlossen werden kann: Längere Verarbeitungszeiten sind entspr. ein Indikator für höheren Verarbeitungsaufwand. Die prominenteste und älteste prozessorientierte Methode ist die Blickbewegungsmessung, die von der Dauer und Abfolge der Fixationen (Haltepunkte), Sakkaden und Regressionen (Rücksprünge) beim Lesen auf den Verarbeitungsaufwand schließt; Regressionen werden dabei als Indikator für Verstehensprobleme angesehen. Häufig verwendete Methoden sind auch die Registrierung von Lese- bzw. lexikalischen Entscheidungszeiten, außerdem Priming-Techniken (Priming-Paradigma) zur Messung der Schnelligkeit des lexikalischen Zugriffs). Zusätzlich werden in neuerer Zeit verstärkt neurophysiol. Untersuchungstechniken (insbes. Ereigniskorrelierte Hirnpotenziale) eingesetzt, die den Leseprozess in einem noch höheren Auflösungsgrad abbilden, als dies mit den bisherigen Methoden möglich ist.

Methoden zur Erfassung von Leseprodukten sind im Unterschied dazu auf das Ergebnis des Lesevorgangs und damit auf das Leseverstehen konzentriert. Die verfügbaren Methoden lassen sich danach unterscheiden, ob sie das Leseverstehen eher textnah oder textfern erfassen. Textnahe Methoden überprüfen das Leseverstehen in enger Anlehnung an den Text (z. B. Multiple-Choice-Antwortformat; Lückentexte, Satzergänzungsaufgaben). Textferne Methoden (z. B. Beantwortung von Fragen mit offener Antwortmöglichkeit, freie Wiedergabe, Sortieraufgaben) erfassen demgegenüber v. a., ob und in welchem Umfang das Gelesene in das eigene Wissenssystem integriert und wie das erworbene Wissen umgesetzt wird. Bei einer solchen «off-line» Erfassung des Leseverstehens sind grundsätzlich in höherem Maße Gedächtnis- (Gedächtnisprüfung) und Schlussfolgerungsprozesse beteiligt als bei «On-line»-Verfahren. Welches Verfahren zur Erfassung des Lesens gewählt wird, hängt von der Forschungsperspektive, dem Erkenntnisinteresse und der Korngröße der Analyse ab.

Referenzen und vertiefende Literatur

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