Life-Course-Persistent Offenders
[engl.] «Lebenslauf-persistierende Straftäter»; [lat. persistere stehen bleiben, verharren], [EW, RF, SOZ], in der Entwicklungstaxonomie delinquenten Verhaltens von Terrie Moffitt (1993) eine Gruppe von Personen, die schon in früher Kindheit antisoziales Verhalten (schlagen, lügen) zeigen, als Jugendliche leichte und später auch schwere Straftaten begehen und auch im Erwachsenenalter durch die Begehung krimineller Handlungen auffallen. Diese kleine Gruppe (ca. 5–8%) ist für den Großteil der Kriminalität verantwortlich. Es wird davon ausgegangen, dass für sie am ehesten eine psychopathologische Erklärung der Dissozialität zutrifft: Ausgehend von neuropsychol. Beeinträchtigungen (z. B. durch Substanzmittelkonsum während der Schwangerschaft), die mit einem schwierigen Temperament des Kinds einhergehen, entstehen Schwierigkeiten in der Interaktion mit den (oft mit eigenen Problemen belasteten) Bezugspersonen, die zu weiteren Benachteiligungen in der Entwicklung beitragen. Frühe Verhaltensauffälligkeiten, Probleme mit Gleichaltrigen, Schwierigkeiten im Leistungsbereich und die Ausbildung von Aggressivität und Impulsivität führen zu einer Kumulation von Risikofaktoren bzw. Benachteiligungen, die einen «Ausstieg» aus devianten und kriminellen Verstrickungen (Desistance) schwer machen. Strafrechtliche Sanktionen und deren Folgen tragen überdies zur kontinuierlichen Randständigkeit und Antisozialität bei. Moffitt grenzt die Gruppe der Life-Course-Persistent Offenders von den Adolescence-Limited Offenders ab. Auch wenn es viele Befunde gibt, die die Existenz dieser Gruppe bestätigen, wird kritisiert, dass Moffitts Taxonomie bei den Life-Course-Persistent Offenders weder nach der Kindheit noch nach der Jugend die Möglichkeit zur Beendung der kriminellen «Karriere» vorsieht, obwohl nicht wenige Befunde zeigen, dass eine solche auch bei schweren Verlaufsformen vorkommt. Jugendkriminalität, Erklärungsansätze.