Linguistik
[engl. linguistics; lat. lingua Sprache, Zunge], [KOG], meist als systemat. Kern der Sprachwiss. (Sprache) verstanden, entwickelt Begriffe und theoret. Konzeptionen zur Beschreibung und zur Analyse des Aufbaus und der Veränderungsgesetzlichkeiten spez. Sprachsysteme und, in darüber hinausgehender Abstraktion, natürlicher sprachlicher Systeme überhaupt. Ausgangsmaterial der Linguistik sind gesprochene oder schriftlich fixierte Äußerungen, Texte. Das macht den vermutlich konsequenzenreichsten Unterschied zur Sprachps. aus (Psycholinguistik), deren primärer Gegenstand sprachliche Verhaltensweisen sind, d. h., sprachliche Äußerungen (Sprachproduktion), die von vornherein unter Berücksichtigung spez. psychol. Implikationen erfahrungswissenschaftlich verarbeitet werden. Allerdings erreichen die in der Linguistik entwickelten sprachanalytischen Konzeptionen einen Differenziertheitsgrad, der weit über denjenigen gängiger psychol. Verhaltenstheorien hinausgeht. Daher empfingen die Sprachps. und die allg. psychol. Verhaltenstheorie von der Linguistik bedeutende Anregungen. Andererseits scheint die Linguistik i. R. ihrer eigenen Voraussetzungen zunehmend mehr darauf aufmerksam zu werden, wie wichtig die Berücksichtigung des Entstehungszusammenhanges von sprachlichen Äußerungen für deren theoretische Analyse ist (Texttheorie, Pragmatik, Sprechhandlung, Sprechakttheorie). Damit nähert sich die Linguistik ihrerseits spezif. psychol. Fragestellungen und Konzeptionen.