mentales Modell
[engl. mental model], [KOG], der Begriff mentales Modell wird häufig inflationär für jede Art mentaler Repräsentation verwendet. Im strengeren kognitionspsychol. Sinne steht der Begriff mentales Modell entweder für subjektive Funktionsmodelle für technische und physikal. Prozesse im Langzeitgedächtnis (Gedächtnis) oder für integrierte Repräsentationen im Arbeitsgedächtnis beim Denken. Mentale Modelle im ersten Sinne wurden von Gentner und Stevens (1983) zu Repräsentation von Alltagswissen eingeführt. Mentale Modelle bilden Attribute von Objekten und Relationen zw. Objekten ab. Dabei werden oft nur die für eine gegebene Aufgabenstellung notwendigen Informationen repräsentiert, während irrelevante Informationen außer Acht gelassen werden. Dabei spielt die Bildung von Analogien (Analogiebildung) eine große Rolle. Studien von Gentner und Stevens (1983) zeigen, dass sich viele Menschen die physikal. Vorgänge in einem Stromkreislauf vorstellen wie die Prozesse in einem Wasserkreislauf. Derartige Analogien können aber auch zu Fehlern und Misskonzepten führen. Mentale Modelle i. d. S. spielen für das modellzentrierte Lernen in päd. Kontexten und für die kogn. Softwareergonomie eine wichtige Rolle. Mentale Modelle im zweiten Sinne würden von Johnson-Laird (1983) für den Bereich des Textverstehens und des Denkens systematisch eingeführt. Mentale Modelle i. d. S. sind integrierte Repräsentationen im Arbeitsgedächtnis. Sie repräsentieren die Sachverhalte, die in einem Text oder einem Denkproblem beschrieben werden. Sie spielen insbes. beim deduktiven Schließen eine wichtige Rolle. Nach der Theorie mentaler Modelle verläuft ein Denkprozess in drei Schritten. In der Modellkonstruktionsphase wird eine integrierte Repräsentation, das mentale Modell, des beschriebenen Sachverhaltes erzeugt. Das mentale Modell repräsentiert, was der Fall ist, wenn die gegebene Information wahr ist. In der Modellinspektionsphase wird dieses Modell mental «abgesucht», um neue Informationen zu identifizieren, die nicht schon in der Problembeschreibung geben sind. Damit wird eine vorläufige Schlussfolgerung ermöglicht. In der Modellvariationsphase wird dann geprüft, ob diese Schlussfolgerung unter allen möglichen Interpretationen (in alle möglichen mentalen Modelle) der gegebenen Informationen gültig ist. In diesem Falle wird die Schlussfolgerung als logisch gültig akzeptiert. Ein Sonderfall sind präferierte mentale Modelle, die von Personen bevorzugt konstruiert werden, wenn mehrere logisch mögliche Modelle existieren. Das führt dazu, dass andere mentale Modelle ignoriert werden und damit zu logischen Fehlern (Knauff, 2013). Studien mithilfe funktionaler bildgebender Verfahren zeigen erhöhte neurale Aktivität in präfrontalen und parietalen Hirnregionen (Gehirn) beim modellbasierten Schließen.