Minimal-Group-Untersuchungen
[engl. minimal-group paradigm], syn. Minimales Gruppenparadigma, [SOZ], sind exp. Studien, die den Effekt von sozialer Kategorisierung auf Verhalten untersuchen. Erstmalig verwendet wurden Minimal-Group-Untersuchungen von Henri Tajfel und seinen Kollegen. In den ursprünglichen Minimal-Group-Untersuchungen wurden die Pbn zufällig in zwei triviale, nicht bedeutsame (d. h. min.) Gruppen aufgeteilt (z. B. Paul-Klee-Liebhaber und Kandinsky-Liebhaber). Die Pbn wurden dann gebeten, kleine Geldbeträge an zwei andere Pbn zu verteilen, von denen nur die jew. (min.) Gruppenzugehörigkeiten bekannt waren. Hierbei ergab sich, dass die Pbn das Geld in Abhängigkeit von der Gruppenzugehörigkeit vergaben: Bei der Vergabe an je zwei Personen aus der eigenen oder fremden Gruppe wurde der Betrag fair zw. beiden Personen aufgeteilt. Wenn jedoch eine Person aus der Fremd- und eine aus der Eigengruppe stammte, wurde das Mitglied der Eigengruppe bevorzugt. Wenn möglich wählten Pbn eine Lohnverteilung aus, in der nicht der absolute Profit des Eigengruppenmitgliedes, sondern die Differenz in der Aufteilung zugunsten des Eigengruppenmitgliedes max. war.
Die bloße Kategorisierung in min. Gruppen führte also zu einer Eigengruppenfavorisierung, bei der die relative Bevorzugung von Personen der eigenen Gruppe gegenüber Personen der fremden Gruppe im Vordergrund stand. Die Ergebnisse konnten in einer Vielzahl von Studien in unterschiedlichen Kontexten repliziert werden, u. a. mit für Pbn erkennbar zufälliger Gruppenzuweisung. Das Verhalten der Pbn in den Minimal-Group-Untersuchungen konnte nicht zufriedenstellend mit der Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Theorie des realistischen Gruppenkonflikts) erklärt werden, sondern trug zur Formulierung der sozialen Identitätstheorie (Theorie der Sozialen Identität) bei. Nach dieser kann das Verhalten als Versuch des Aufbaus einer pos. Distinktheit der eigenen Gruppe gesehen werden.