Persönlichkeitsstörungen, Psychopharmakotherapie
[engl. personality disorders], [KLI], zur psychopharmakol. Behandlung von Persönlichkeitsstörungen liegen bislang keine empirisch abgesicherten Empfehlungen vor. Eine kritische Beurteilung der aktuellen empirischen Datenbasis bezieht sich u. a. auf die häufig geringen Fallzahlen, hohen Dropout-Raten und oftmals geringe Behandlungsdauer. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass viele der ambulant und stationär behandelten Pat. mit Persönlichkeitsstörungen, auch i. R. krisenhafter Zuspitzungen, mit Psychopharmaka behandelt werden. In diesem Zusammenhang weist die Behandlungsleitlinie zu Persönlichkeitsstörungen (Renneberg et al., 2010) darauf hin, dass der Einsatz eines Medikaments bei Persönlichkeitsstörungen i. d. R. off-label (das bedeutet ohne Zulassung für diese Indikation) erfolgt und in diesem Fall mit Psychotherapie (Persönlichkeitsstörungen, Psychotherapie) zu kombinieren ist. Die Behandlung ist allerdings dann nicht off-label, wenn die komorbide Störung die Hauptindikation darstellt. Behandlungsmodelle, die den Einsatz psychopharmakol. Interventionen, auch über die krisenhafte Situation hinaus, befürworten, zielen auf die Behandlung der komorbiden Achse-I-Störungen ab. Diesem Ansatz liegt die Annahme zugrunde, dass die mithilfe von Psychopharmaka beschleunigte Abschwächung der Achse-I-Symptomatik die Grundzüge der Persönlichkeitsstörungen deutlicher hervortreten lässt, was wiederum eine spezif. Behandlung der Persönlichkeitsstörungen ermöglichen soll. Nach einem anderen Ansatz sollen Medikamente auf die mit Persönlichkeitsstörungen assoziierten dimensionalen Persönlichkeitsmerkmale abzielen (z. B. Verhaltens- und Impulskontrollstörungen, affektive Instabilität). Diese sind, dem Modell entspr., durch versch. Neurotransmittersysteme (Neurotransmitter) gesteuert, die wiederum einer psychopharmakol. Intervention zugänglich sind.