Pornografisierung

 

[engl. pornification, pornographization, pornographication; gr. πόρνη (porne) Prostituierte, Hure, γράφειν (graphein) schreiben]], [MD, SOZ], Pornografisierung meint im Kontext medialer Kommunikation (1) die zunehmende Verfügbarkeit und Nutzung von Pornografie in der Gesellschaft sowie damit einhergehend (2) die Zunahme von Pornografie-Bezügen in der Populär- und Alltagskultur (z. B. Porno-Chic in der Mode, Porno-Rap in der Musik, «voll porno» als Ausdruck der Jugendsprache). Pornografisierung wird seit der Popularisierung von Pornografie im Internet als Steigerung der bisherigen Sexualisierung der Medien diskutiert. Pornografisierung wird einerseits kritisch betrachtet und z. B. mit sexueller Verunsicherung, Verrohung und Verwahrlosung v. a. der Jugend durch falsche Vorbilder in Zusammenhang gebracht. Andererseits werden pos. Aspekte wie eine zunehmende Demokratisierung, Zivilisierung und Gelassenheit im Umgang mit menschlichen Sexualitäten durch einen offeneren gesellschaftlichen Austausch über sexuelle Fantasien und Praktiken betont. Angesichts der Vielfalt pornografischer Darstellungen und ihrer differenzierten Nutzung (Mediennutzungsforschung) in unterschiedlichen sozialen Kontexten ist davon auszugehen, dass Pornografisierung keine einheitlich pos. oder neg. Medienwirkungen nach sich ziehen, sondern heterogene und ambivalente Effekte haben wird (z. B. durch zunehmende Sichtbarkeit sexueller Minoritäten einerseits verstärkte Liberalisierung und Akzeptanz, andererseits verstärkte Ausgrenzung und Kriminalisierung). Auch der Effekt auf die Geschlechterverhältnisse ist widersprüchlich: Einerseits ist eine Verfestigung machtasymmetrischer Geschlechterrollen und Geschlechterverhältnisse durch die Geschlechterstereotype in der Mainstream-Pornografie zu befürchten, die Frauen meist als dienende Sexualobjekte zeigt. Andererseits fördert die Pornografisierung verstärkte Kritik an diesen Verhältnissen und vermehrte Produktion von Non-Mainstream-Pornografien, die Frauen auch als selbstbestimmte Sexualsubjekte zeigen. Anstatt Pornografie pauschal zu befürworten oder abzulehnen, wird in der Fachliteratur (z. B. Medienpsychologie, Mediensoziologie, Medien- und Kommunikationswissenschaft) inzwischen eine differenzierte, nicht zuletzt auch ethische Beurteilung (Ethik) der jew. Produktions- und Rezeptionsbedingungen sowie der Inhalte unterschiedlicher pornografischer Subgattungen gefordert. In der Medienpädagogik wird eine Förderung der Kompetenz im Umgang mit Pornografie als Teil gattungsspezifischer Medienkompetenz empfohlen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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