Postremitätsprinzip
[engl. postremity principle; lat. postremo zuletzt], [KOG], ein von Voeks (1950) formuliertes Prinzip, wonach ein Reiz, der zwei oder mehr unvereinbare (inkompatible) Responses begleitet hat oder unmittelbar vor den Responses aufgetreten ist, nur für die in Anwesenheit des Reizes zuletzt gegebene Response einen bedingten Reiz (Konditionierung, klassische) darstellt. Auf diese Weise kann ein Reiz, der eine best. Response auslöst, aufhören, Auslöser für diese Response zu sein, und Auslöser für eine andere Response werden. Mit Postremitätsprinzip ist ein wichtiges Postulat in Guthries Lerntheorie der Kontiguität aufgestellt worden. Die Wirkung der Verstärkung (Bekräftigung) wird danach als Folge der neuen Situation erklärt, d. h., die sog. Verstärkerreize sorgen dafür, dass die «verstärkte» Response die letzte auf die unmittelbar vorangegangene Reizsituation bleibt. Die letzte Response ist auch die kürzere Zeit zurückliegende und neueste Response. Das Prinzip wird aber von Voeks nicht als Neuheitsprinzip (recency principle) bezeichnet, weil nicht die Kürze der verstrichenen Zeit das entscheidende Moment ist, sondern die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens der letzten mit dem Stimulus verbundenen Response allein deshalb hoch ist, weil es danach keine andere Response in Gegenwart des Stimulus gegeben hat.