Psycholinguistik

 

[engl. psycholinguistics, psychology of language; gr. ψυχή (psyche) Seele, Hauch, lat. lingua Sprache], [KOG], s. auch Sprachps. (Sprache). Die historischen Wurzeln der Psycholinguistik liegen in den psychol. und klin. Arbeiten seit der Mitte des 18. Jhd., der Entwicklungsps. und der psychol. Hirnforschung (Levelt, 2013), also eher in der Sprachps. Dennoch hat sich in den letzten Jahren eher die Bez. Psycholinguistik eingebürgert, internat. fast ausschließlich. Gleichwohl lassen sich Spuren des Zusammenwachsens in den unterschiedlich starken Beiträgen der beiden anfangs für sich existierenden Ps. und Linguistik wahrnehmen. Sie resultieren aus den unterschiedlichen, einander ergänzenden Forschungs- und Lehrprofilen. In der Sprachps. werden Untersuchungen eher aus der Sicht bestehender, empirisch bestätigter Modelle oder Effekte konzipiert. Prominente Beispiele sind das Zwei-Ebenen-Modell (Garrett, 1980), das Modell der modularisierten Sprachproduktion (Levelt, 1989), das konnektionistische Modell des Lesenlernens (Seidenberg & McLelland, 1989), der Stroop-Effekt (Stroop-Verfahren, Roelofs, 2005). Die Herangehensweise der Linguistik in der Psycholinguistik erwächst öfter aus aufschlussreich vergleichbaren sprachlichen Konstruktionsunterschieden wie passiv/aktiv, einfachen vs. komplexen Sätzen und Sprechaktunterschieden (Clark & Clark, 1977). Die Spuren der Sprachps. in der Psycholinguistik sind bes. deutlich im Bereich der Methodenentwicklung, noch heute in dem Repertoire der exp. Verfahren und Paradigmen. Zur Illustration ein Verweis auf die Anfänge und die Gegenwart: Apparativ gesteuerte Reaktionszeitmessung zur Untersuchung des Erkennens von Buchstaben und Wörtern wurde schon seit der Mitte des 19. Jhd. durchgeführt (Cattell, 1885, Wundt 1904; hier bes. Kap. 5, Abs. II die Beschreibung von Experimenten mit dem Fall-Tachistoskop). Bis heute folgten die Entwicklung von Methoden der Blickbewegungsmessung (Henderson & Ferreira, 2004), die Messung neuronaler Aktiviationspotenziale, Magnetenzephalografie und funktionelle Magnetresonanztomografie (Stemmer & Whittaker, 1998, Gazzaniga & Mangun, 2014). In den Anfängen entstand Psycholinguistik-Forschung in mehreren, weitgehend unabhängig betriebenen Themenfeldern. Eine explizite, interdisziplinär getragene Programminitiative von J. B. Carroll, Charles E. Osgood et al. legte nach dem Zweiten Weltkrieg die Saat zu der rasch und internat. wachsenden Wissenschaft von heute (Carroll, 1951, Cutler, 2005). In engem inhaltlichen und meth. Kontakt haben sich drei große Arbeitsbereiche entwickelt. Dies sind der Erst- und Zweitspracherwerb (Sprachentwicklung, Fremdsprachenerwerb, Grimm, 2000), Inhalt und Aufbau des sprachlichen Wissens (Wissen, Dietrich, 2007) und die Sprachverarbeitung mit der längeren Tradition im Feld des Sprachverstehens (Sprachrezeption, Friederici, 1999) gegenüber der Sprachproduktion (Herrmann & Grabowski, 2003). Vielerlei Berührungen bestehen zudem zu dem klin. Bereich der Sprachkrankheiten (Sprachstörungen; Blanken et al., 1993).

Referenzen und vertiefende Literatur

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