Selbstkonzept, Mechanismen der Stabilisierung
[engl. self-concept, mechanisms of stabilization], [PER, SOZ], dass das Selbstkonzept trotz variierender sozialer Rückmeldungen über die eigene Person (Symbolischer Interaktionismus) und variierender Bezugsgruppen, mit denen man sich vergleicht, sich bis zum frühen Erwachsenenalter zunehmend stabilisiert, wird im wesentlichen auf fünf Mechanismen zurückgeführt. (1) Da die Selbstwahrnehmung wie jede Wahrnehmung erwartungsgesteuert ist (wobei hier das Selbstkonzept die Erwartung ist), tendieren wir dazu, uns so wahrzunehmen, wie wir zu sein glauben (selbstkonsistenzerhöhende Verzerrung [engl. self-consistency bias]). (2) Dasselbe gilt für unsere Erinnerung an uns selbst (autobiografisches Gedächtnis): Wir passen unsere Erinnerung an unser aktuelles Selbstkonzept an. Das verleiht uns das Gefühl der Identität (d. h. der Kontinuität zwischen erinnertem und jetzigem Selbstkonzept): Wir glauben zu wissen, wer wir sind. (3) Wir werden zwar in den Rückmeldungen anderer über unsere Person gespiegelt (soziales Spiegeln [engl. looking glass self]), werden dadurch aber nur bedingt beeinflusst, weil das Spiegelbild aufgrund von (1) bereits an unser Selbstkonzept angepasst ist: Wir tendieren dazu, uns so zu sehen, wie wir glauben, dass andere uns sehen. (4) Unser Selbstkonzept wird zwar durch den Vergleich mit einer Bezugsgruppe von Personen beeinflusst (z. B. nehmen sich Schüler als leistungsschwächer wahr, wenn sie von der Grundschule ins Gymnasium wechseln, weil die Klasse leistungsstärker ist als zuvor: Fischteicheffekt (Big-Fish-Little-Pond-Effekt). Aber derartige Vergleiche beruhen auf der subj. Wahrnehmung der Bezugsgruppe und unterliegen deshalb auch (1): Wir vergleichen uns mit Eigenschaften, von denen wir glauben, dass andere sie haben. (5) In sozialen Situationen tendieren Menschen zur Selbstdarstellung und können so den Eindruck anderer und damit auch deren Rückmeldungen beeinflussen (Impression Management). Letzteres ist auch indirekt möglich durch Verbreiten von Gerüchten über die eigene Person oder gezielte Einflussnahme hierauf. Diese selbststabilisierenden Mechanismen operieren mit wachsendem Alter immer effektiver im Sinne einer kumulativen Stabilität.