Trieb
[engl drive], [EM], eine Gruppe von ps. Faktoren, die (nach Rohracher, 1969) folg. Hauptkennzeichen aufweisen: (1) das Erleben eines Dranges, wobei meistens, aber nicht immer auch eine Zielvorstellung gegeben ist; (2) autogene Entstehung, d. h., Triebe treten ohne Mitwirkung des Bewusstseins, unabhängig von Wollen und Denken auf; (3) Gefühlsbegleitung (Gefühl): Die Befriedigung des Triebs verschafft Lust; solange sie nicht möglich ist bzw. verhindert wird, besteht Unlust; (4) Bewusstseinsminderung: Die Klarheit des Denkens und selbst der Wahrnehmung kann unter der Wirkung des Triebs herabgesetzt sein. Die ersten beiden Merkmale treffen auf alle Triebe zu, die beiden letzten auf die meisten. Als Triebhandlung bez. man solche Handlungen, die sich durch schnelle Aufeinanderfolge von Motiv und Handlung auszeichnen, also unüberlegte (Affekt-)Handlungen. Die wichtigsten Impulse für die Triebtheorie stammen von Freud (Triebtheorie nach Freud). Er beschreibt Trieb als eine aus dem Körperinneren kommende, konstant wirkende Kraft, die den Organismus zu solchen Handlungen anregt, die geeignet sind, die inneren Reizquellen zu verändern. Eine solche Veränderung hebt die Erregung an der Reizquelle (einem Organ) auf und wirkt damit triebreduzierend, was psychol. als Triebbefriedigung gefasst wird. Hull (1943) hat diese Triebkonzeption i. S. einer Bekräftigung (Verstärkung) konzipiert und hiervon das Lernen abhängig gemacht. Das Bemühen um Ordnung und Spezifizierung hat zu drei Annahmen geführt: (1) monothematische Triebtheorie: Das menschliche Seelenleben wird auf eine einzige Grundtriebfeder zurückgeführt, z. B. den Sexualt. Freuds und das «Machtstreben» bei Adler; (2) polythematische Triebtheorien (McDougall, 1947): Sie sind v. a. eingekleidet in die Lehre von den Instinkten i. S. angeb. Trieben McDougall unterscheidet 18 solcher Triebe: die der Nahrungssuche, des Ekels, des Sexus, der Furcht, der Neugier, der Fürsorge, der Geselligkeit (Geselligkeit, Gesellungsbedürfnis), der Selbstbehauptung, der Unterwürfigkeit, des Besitzenwollens, des Sich-lustig-Machens, der Behaglichkeit, des Ausruhens, des Wanderns und anderer körperlicher Verrichtungen wie Husten, Niesen, Atmen, Entleerung; (3) athematische Triebtheorien: erkennen eine Vielzahl von Triebregungen an, halten aber eine Spezifizierung und systematische Gliederung für unmöglich, da unsere aktuellen Handlungen durch die jew. gegebene Situation mit ihrem konkreten Inhalt best. werden. Antrieb.