Zwangsgedanken

 

[engl. compulsive thoughts], [KLI], Zwangsgedanken sind Auslöser und/oder Begleiterscheinungen aller Zwangsstörungen. Reine Zwangsgedanken kommen bei rund 25 % aller Pat., die unter Zwangsstörungen leiden, vor. In diesen Fällen spielt sich das gesamte pathologische Geschehen auf kogn. Ebene ab, d. h., die Problematik ist von außen nicht beobachtbar und kann nur vom Pat. mitgeteilt werden. Dennoch bedeutet die Störung für die Betroffenen eine deutliche Belastung und Einschränkung. Zu beachten ist spez. wegen des rein subj. Charakters der Problematik, dass die für Zwangsstörungen allg. geltenden Kriterien auch hier relevant sind (spez. für die Abgrenzung von schizophrenen Störungen (Schizophrenie) sowie Impulskontrollstörungen). Beim Vorliegen von Zwangsgedanken unterscheidet man: (1) zwanghafte Gedanken, z. B. Wiederholen von Inhalten, Zählen; (2) aufdringliche Bilder, z. B. betreffend Unfälle oder Horrorszenarien, (3) Impulse, insbes. aggressiver, sexueller oder blasphemischer Art. In theoret. Hinsicht ist zu beachten, dass das von Zwangsstörungen bekannte Neutralisieren hier ebenfalls auf kogn. Ebene abläuft: Vielfach können dann die Inhalte des aufdringlichen Gedankens mit dem Inhalt des Neutralisierens identisch sein, allerdings ist die Funktion im ersten Falle Angst/Unruhe steigernd, während im zweiten Fall der Gedanke zur Beruhigung und Reduktion der Angst eingesetzt wird. In vielen Studien und v. a. auch Berichten aus der Praxis wird auf die bes. Schwierigkeit der Behandlung von reinen Zwangsgedanken verwiesen. Das hat mit dem rein privaten Charakter der Problematik und damit der geringen externen Zugänglichkeit zu tun. Grundsätzlich erweisen sich aber Prinzipien der Behandlung, wie sie bei Zwangsstörungen generell wirksam sind, auch hier als effektiv. Zur Konfrontation (Konfrontation mit Reaktionsverhinderung) wird versucht, den Gedanken an externe Auslöser zu koppeln, ggf. erweist sich auch die massierte Konfrontation mit den eigenen Gedanken (auf Tonband gesprochen) als hilfreich. Zusätzlich ist auch auf kogn. Strategien (Verhaltenstherapie; Veränderung der Bedeutung und Bewertung des Gedankens) zu verweisen. Auch der Aufbau von alternativen Verhaltensmustern und ggf. eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva sollten in Betracht gezogen werden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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