Adoptionsstudien

 

[engl. adoption studies], [PER], trennen genetische (Genetik) von Umwelteinflüssen (Umwelt) durch die Untersuchung von Personen, welche nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen sind. Die Aufnahme der Adoptivkinder in die Adoptivfamilien sollte dabei möglichst früh erfolgt sein und es sollte keine selektive Platzierung vorliegen, d. h., die Merkmalsausprägungen der biol. und der Adoptiveltern sollten nicht korrelieren (Korrelation). Die verdoppelten Korrelationen mit der Merkmalsausprägung der biol. Mutter (bzw. des Vaters) bieten dann eine Schätzung der Erblichkeit i. e. S. (die Korrelation ist zu verdoppeln, weil sie auf einem Anteil von 50% herkunftsgleicher Gene beruht; Verhaltensgenetik). Liegt diese Information über beide Elternteile vor, so lässt sich durch den Vergleich der Korrelation Adoptivkind – leibliche Mutter mit der Korrelation Adoptivkind – leiblicher Vater die Bedeutung sog. mütterlicher Effekte (pränataler Einflüsse (Entwicklung) und zytoplasmatischer genetischer Information) schätzen. Liegen keine Angaben über die biol. Eltern vor, so lässt sich die Erblichkeit schätzen, indem die Korrelationen in Adoptivfamilien von denen in natürlichen Familien subtrahiert und die Differenzen verdoppelt werden. Weiterhin gibt die Korrelation zw. nicht verwandten aber in der gleichen Familie aufgewachsenen Personen die Bedeutung der gemeinsamen Umwelt an. Derartige Analysen unterstellen, das Verhältnis von genetischer und Umweltvarianz in den Adoptivfamilien sei repräsentativ für alle Familien in der Population. Jedoch treten hochgradig schädliche Familienumwelten in der Gruppe der Adoptivfamilien sehr selten auf. Adoptionsstudien unterschätzen deshalb tendenziell die Bedeutung der gemeinsamen Umwelt (Stoolmiller, 1999).

Adoptionsstudien zu psychischen Störungen (psychische Störung) nehmen ihren Ausgangspunkt bei betroffenen Personen. Die Adoptionsstudienmethode verfolgt die Häufigkeit von Störungen bei den adoptierten Nachkommen psych. gestörter und nicht gestörter Personen. In der ersten Adoptionsstudie zur Schizophrenie konnte Heston (1966) mithilfe dieser Methode einen bedeutsamen genetischen Einfluss auf die familiäre Häufung dieser Störung nachweisen. Entgegen der damaligen Lehrmeinung war das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, jedoch unabhängig davon, ob die Nachkommen gestörter Personen bei ihren betroffenen Eltern aufwuchsen oder nicht.

Die Adoptivfamilienmethode geht von Adoptierten mit und ohne die jew. Störung aus und vergleicht die Häufigkeiten, mit denen die Störung bei den biol. und den Adoptivfamilien dieser beiden Gruppen auftritt. Finden sich Unterschiede dergestalt, dass die Störung in den biol. Familien betroffener Personen häufiger auftritt, so spricht dies für einen genetischen Einfluss auf die Störung. Bedeutende Adoptionsstudien sind das Colorado Adoption Project (Plomin & DeFries, 1983, Wadsworth et al., 2001), das Texas Adoption Project (Horn et al., 1979, Beer et al., 1998) sowie zwei dänische Adoptionsstudien zur Erblichkeit von Schizophrenie (Rosenthal et al., 1971, Kety et al., 1994). Anlage-Umwelt.

Referenzen und vertiefende Literatur

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