Agrafie

 

[engl. agraphia; gr. α- ohne, γράφειν schreiben], syn. Akatagrafie, [BIO, KOG], eine Agrafie ist eine Beeinträchtigung des Schreibens infolge einer Schädigung des Gehirns (Schreiben). Eine Agrafie tritt meist im Zusammenhang mit einer Aphasie auf, kann aber auch selektiv ohne begleitende Einschränkungen der Lautsprache oder des Lesens vorliegen (reine Agrafie). Die Symptome einer Agrafie werden i. d. R. vor dem Hintergrund eines kogn. Modells der normalen Sprachverarbeitung (Sprachrezeption) beschrieben, das zwei Routen für das Schreiben annimmt. Die folg. Varianten werden unterschieden: Oberflächen-Agrafie (auch Oberflächendysgrafie; engl. surface dysgraphia): Es besteht eine Störung im Zugriff auf die korrekte Schreibweise von Wörtern, sodass als Ausweichstrategie die Wörter durch Umwandeln der Laute in Buchstaben geschrieben werden. Hierbei kommt es zu sog. phonologisch plausiblen Fehlern (Physik → Fühsig). Diktierte Pseudowörter (bspw. «gelus») werden relativ gut umgesetzt. Eine Oberflächendysgrafie tritt im Zusammenhang mit einer Aphasie auf, kann aber auch isoliert ohne Aphasie auftreten. Häufig tritt eine Oberflächendysgrafie auch im Verlauf einer Alzheimer-Krankheit oder semantischen Demenz auf. Bei der phonologischen Agrafie bestehen herausragende Schwierigkeiten beim Schreiben von Pseudowörtern, während bekannte Wörter relativ gut umgesetzt werden können. Die Tiefen-Agrafie ist eine schwerere Form der phonologischen Agrafie. Diktierte Pseudowörter können gar nicht geschrieben werden, und den Betroffenen unterlaufen semantische Fehler. Von den zentralen Agrafie müssen Varianten peripherer Agrafie unterschieden werden. Bei diesen ist der Zugriff auf Buchstabenformen betroffen. Zw. zentralen linguistischen und den peripheren, motorisch-räumlichen Repräsentationen vermittelt ein spezialisierter orthografischer Arbeitsspeicher, der ebenfalls selektiv betroffen sein kann. In diesem Fall ist insbes. das Schreiben langer Wörter betroffen, es kommt zu Ersetzungen, Auslassungen und Umstellungen von Buchstaben. Agrafie, Therapie.

Referenzen und vertiefende Literatur

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