Alkoholismus, Psychopharmakotherapie
[KLI, PHA], die Psychopharmakotherapie alkoholbedingter Störungen erfordert eine klare diagn. Einordnung des jew. vorliegenden Syndroms, da differenzielle Maßnahmen zu treffen sind. Abzugrenzen sind: Intoxikation (Vergiftung), Entzugssyndrom (mit der schwersten Manifestation, dem Delirium tremens), Entwöhnung und Rückfallprophylaxe, Folgeerkrankungen. Leichte bis mittelschwere Intoxikationen erfordern i. d. R. keine medikamentöse Intervention. Bei schweren Intoxikationen (ab ca. 2–2,50‰ BAK) ist eine medikamentöse Behandlung dann indiziert, wenn sie mit aggressivem (Aggression) oder eigen- oder fremdgefährdendem Verhalten assoziiert ist. Die größten Erfahrungen existieren mit Haloperidol. Benzodiazepine oder Clomethiazol sind wegen der Gefahr der Atemdepression kontraindiziert. Schwerste Intoxikationen (> 4‰ BAK) sind internistische Notfallsituationen. Das Alkoholentzugssyndrom wird unter stationären Bedingungen i. d. R. mit GABAerg wirkenden Sedativa, d. h. Clomethiazol oder Benzodiazepinen (z. B. Diazepam), behandelt. Zunächst werden hohe bis höchste Dosierungen verabreicht, die dann über einige Tage reduziert werden. Leichtere Entzugssyndrome können ggf. ambulant, dann mit Unterstützung durch Carbamazepin, ggf. in Kombination mit Tiaprid, behandelt werden. Auf Clomethiazol und Benzodiazepine sollte bei ambulanter Verordnung wegen der Gefahr der iatrogenen Abhängigkeitsentwicklung verzichtet werden. Das Vollbild eines Delirium tremens erfordert die intensivmed. Behandlung mit parenteraler Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr. Wenn Clomethiazol oral nicht mehr verabreicht werden kann, werden Benzodiazepine parenteral, ggf. in Kombination mit Antipsychotika (Haloperidol), gegeben. Zusätzlich werden bei Alkoholentzugssyndromen hohe Dosen Vitamin B1 (Thiamin) gegeben, um der Entwicklung einer Wernicke-Korsakow-Enzephalopathie vorzubeugen. Nach erfolgter Entgiftung können die Alkoholentwöhnung und Rückfallprophylaxe im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans durch medikamentöse Maßnahmen unterstützt werden. Hierfür stehen der Glutamatmodulator Acamprosat und die beiden Opiatrezeptorantagonisten Naltrexon und Nalmefen zur Verfügung. Insbes. Nalmefen wird auch für die Behandlung nicht abstinenter alkoholabhängiger Pat. propagiert, um die Zahl trinkfreier Tage zu erhöhen und die konsumierte Alkoholmenge zu reduzieren.
Alkoholfolgeerkrankungen können versch. Organsysteme betreffen (periphere Nerven, Muskeln, Leber, Magen). Sie erfordern eine jew. spezif. Behandlung. Ein Eifersuchtswahn (wahnhafte Störung) spricht schlecht auf eine antipsychotische Therapie an.