Angststörungen, Psychopharmakotherapie
[engl. pharmacotherapy of anxiety disorders], [PHA], beschreibt die evidenzbasierte (Evidenzbasierung) psychopharmakol. Behandlung der Angststörungen nach ICD-10 (Panikstörung, generalisierte Angststörung, soziale Phobie, isolierte Phobie, Agoraphobie). Erste Wahl in der Behandlung der Angststörungen stellen die Stoffgruppen der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und der Selektiven-Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) dar. Die Substanzen Escitalopram, Citalopram, Sertralin, Paroxetin, Fluoxetin, Fluvoxamin und Venlafaxin haben sich bei allen Angststörungen (außer der isolierten Phobie; limitierte Evidenzlage) als effektiv und gut verträglich erwiesen. Zur Therapie der generalisierten Angststörungen sind zusätzlich noch der Kalziumkanal-Modulator Pregabalin und der SSNRI Duloxetin zugelassen. Auch für einige Substanzen aus den Klassen der trizyklischen Antidepressiva und der Monoaminooxidase-Hemmer (MAOI) bestehen ebenfalls Wirksamkeitsnachweise i. R. einzelner Angststörungen. Diese stellen jedoch aufgrund ihres umfangreicheren Nebenwirkungsspektrums nachrangige Therapieoptionen dar. Obwohl viele Benzodiazepine einen schnellen und zuverlässigen anxiolytischen Effekt besitzen, sollten sie in der Langzeitbehandlung von Angsterkrankungen v. a. wegen ihres Abhängigkeitspotenzials nicht angewendet werden. Erst wenn der serielle Einsatz versch. SSRI, SSNRI oder Pregabalin unter der substanzspezif. empfohlenen Höchstdosis und über einen Zeitraum von bis zu acht Wochen nicht mit einer signifikanten Verbesserung der Angstsymptomatik verbunden ist, sollte auf Substanzen der weiteren Wahl zurückgegriffen werden. Nach erreichter Remission des klin. Bildes wird empfohlen, die psychopharmakol. Behandlung i. S. einer Erhaltungstherapie in stabiler Dosis über einen Zeitraum von ca. zwölf Monaten weiterzuführen, um die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Rezidivs zu verringern.