Ankereffekt

 

[engl. anchoring effect], [KOG, SOZ], bez. die beim Urteilen häufig zu beobachtende Tendenz eines Urteils in Richtung eines vorab präsentierten Standards, dem Anker. In dem klass. Paradigma zum Ankereffekt i. R. des Heuristics-and-Biases-Forschungsprogramms (Entscheidungsheuristiken) erfolgt die Präsentation des Ankers i. R. eines vergleichenden Urteils (z. B. ist der Rhein kürzer oder länger als 500 km vs. 2000 km?), bevor die Pbn um eine konkrete Schätzung gebeten werden (z. B. wie lang ist der Rhein?). Der Effekt zeigt sich dann in der Anpassung (Assimiliation) des absoluten Urteils an den zuvor dargebotenen Wert (z. B. niedrigere Schätzung bei einem Anker von 500 km und höhere Schätzung bei 2000 km). Der Ankereffekt zeigt sich in vielen verwandten Paradigmen und gilt als sehr robustes empir. Phänomen. Erklärt wird er u. a. durch die Annahme einer Anker- und Anpassungsheuristik, numerisches Priming, Konversationsnormen und mithilfe des Selective Accessibility Model.