Anorexia nervosa
[engl. anorexia nervosa; gr. αν- (an-) ohne, ὄρεξις (orexis) Verlangen, Appetit; lat. nervosa nervlich (bedingt)], [KLI], die Anorexia nervosa (oft bez. als Magersucht) zählt zu den Essstörungen und ist charakterisiert durch die Weigerung, ein Minimum des normalen Körpergewichts zu halten. Diese Weigerung wird begleitet von großer Angst vor Gewichtszunahme, einer erheblichen Wahrnehmungsstörung der eigenen Figur und des Körpergewichts und ggf. einer Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation über mehr als drei Zyklen). Der angestrebte Gewichtsverlust wird durch Reduktion der Nahrungsaufnahme (Diäten), durch selbstinduziertes Erbrechen (purging) und/oder Missbrauch von Laxanzien oder Diuretika sowie durch übermäßige körperliche Betätigung erreicht. Das Untergewicht führt häufig zu depressiven Symptomen (Depression), wie depressiver Stimmung, soz. Rückzug, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit (Schlafstörungen), vermindertem sexuellem Interesse. Auch Zwangsverhalten (Zwangsstörungen; Sammeln von Rezepten, Horten großer Nahrungsmengen) können die Anorexia nervosa begleiten, ebenso wie ein starkes Bedürfnis, die Umwelt zu kontrollieren, rigides Denken, reduzierter emot. Ausdruck (Emotionen), Vorbehalte, in der Öffentlichkeit zu essen, etc. Anorexia nervosa führt zu gravierenden med. Krankheitsfaktoren, die Langzeitmortalität durch Organschädigung und Suizid beträgt 10 %. Betroffen sind v. a. (80 %) Frauen im Durchschnitt ab dem 17. Lebensjahr in Ländern mit einem Überfluss an Nahrung, in denen Attraktivität mit Schlank- bzw. Magersein gleichgesetzt wird. Therapeutisch ist in schweren Fällen eine Gewichtssteigerung das vorrangige Therapieziel, bevor zugrunde liegende psych. Probleme angegangen werden können. Wenn dabei Druck eingesetzt wird (z. B. zur Einnahme hoch kalorischer Kost), geraten Therapeuten leicht in Konflikt mit dem zentralen Bedürfnis vieler Anorektikerinnen nach Vergrößerung ihrer Autonomie. Oft werden versch. therap. Ansätze kombiniert (Einzeltherapie, Gruppentherapie, Familientherapie; Verhaltenstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, Interpersonale Psychotherapie, Schematherapie, Systemische Therapie). Ziele sind, neben einer Normalisierung von Körperwahrnehmung und Essverhalten, Autonomie und Selbstbewusstsein (Selbstwertgefühl) zu stärken und zw.menschliche Beziehungen zu verbessern. Binge-Eating-Störung, Bulimie, Bulimia nervosa, Essstörungen, Präventionsansätze.