Anosognosie

 

[engl. anosognosia; gr. α- (a-) ohne, νόσος (nosos) Krankheit, γνῶσις (gnosis) Erkennen], [KLI], bez. die Beeinträchtigung der Wahrnehmung einer Erkrankung und/oder der Folgen einer solchen. Synonym werden im dt. Sprachraum auch die Begriffe fehlende Krankheitseinsichtmangelndes Störungsbewusstsein oder gestörte Selbstwahrnehmung verwendet. Im angloamerik. Raum finden sich Begriffe wie unawareness of impairments, unawareness of illnesslack of insight in impairments oder impaired self-awareness. Der Begriff Anosognosie ist nicht optimal, suggeriert er doch, dass bei den betroffenen Pat. überhaupt keine Krankheitseinsicht vorliegt. Die Krankheitseinsicht ist aber häufig nur für best. Defizite (z. B. Hemiparese, Gedächtnisstörung) vermindert, also domänenspezif. Hinzu kommt, dass ein komplettes Nicht-Erkennen des Defizites (z. B. Lähmung) eher selten ist und überwiegend in der Akutphase der Erkrankung auftritt. Von daher wird heute zunehmend die Bez. mangelnde Krankheitseinsicht verwendet. Eine Störung der Krankheitseinsicht kann nach einer Hirnschädigung oder -erkrankung (neuropsychologische Störungen), aber auch bei Pat. mit einer psych. Störung (z. B. Manie, Schizophrenie) auftreten. Charakteristisch für die betroffenen hirngeschädigten Pat. ist, dass sie eine offensichtliche Störung oder Beeinträchtigung bestreiten oder relativieren. Sie überschätzen ihre Leistungsfähigkeit und behaupten ganz oft, dass sie eine Aufgabe genauso wie gesunde Personen erledigen können. Wenn sie stellenweise Probleme einräumen, schreiben sie diese Schwierigkeiten häufig anderen Ursachen oder situativen Umständen zu. Sie sind logischen Argumenten und auch widerlegenden Demonstrationen nicht oder nur schwer zugänglich. Teilweise produzieren sie dabei merkwürdige Erklärungen, um ihre Sichtweise zu verteidigen (z. B. Müdigkeit, Sehprobleme, «hatte schon immer ein schlechtes Gedächtnis»). Die betroffenen Pat. weisen i. d. R. keine depressive Störung und auch keine Ängste auf. Im Gegenteil, sie wirken häufig ungewöhnlich unbeteiligt und unbesorgt. Insges. passt der Affekt oft nicht zu der schwierigen Krankheitssituation. Das Nicht-Erkennen einer Störung und deren Folgen kann sich selektiv auf eine best. Störung (z. B. Hemiparese, Gedächtnisstörung, Verhaltensstörung) und auf die damit einhergehenden Beeinträchtigungen beziehen. Für andere vorliegende Störungen und deren Folgen können durchaus eine Einsicht und auch ein Leidensdruck bestehen.

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