Anthropologie, philosophische
(= phil. A.) [engl. philosophical anthropology], [PHI], ist der Bereich der Anthropologie, der aus phil. Sicht entworfen wird, ursprünglich auch mit der theologischen Sicht des Menschen als Geschöpf Gottes verbunden. Die von Immanuel Kant 1800 in seiner «Logik» genannten Fragestellungen werden noch oft zit., um den Bereich zu umreißen: «1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion und die vierte die A.. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur A. rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen.» Die Bedeutung der phil. A. wird innerhalb der Philosophie sehr unterschiedlich beurteilt. So wird vielfach nur die Aufgabe einer historischen Anthropologie oder Mentalitätsgeschichte gesehen, ohne die moderne humanwiss. Forschung zu umfassen oder substantiell zu integrieren. Walter Zitterbarth zufolge müsse «die Idee eines direkten Menschenbildimports von der Philosophie in die Humanwiss. begraben werden. Die Wiss. müssen selbst für ihre Menschenbilder sorgen und tun dies auch i. d. R.», sodass nur «ein Interpretationsangebot der Philosophie» und «die Aufforderung zur Selbstreflexion» übrig blieben. Demgegenüber fordert Tugendhat (2007) eine Rückkehr zu Kant und begründet, weshalb die A. im Zentrum der Philosophie stehe; was immer Metaphysik bedeuten kann, es reduziere sich auf A.