arbeits- und organisationspsychologische Forschung, ethische Fragen
[AO, FSE], ethische Fragen arbeits- und organisationspsychol. Forschung beziehen sich (1) auf die Werthaltungen und Normen des wiss. Erkenntnisstrebens und (2) auf die Verantwortung der Wissenschaft gegenüber (a) Praktizierenden, (b) Untersuchungsteilnehmern sowie (c) der Gesellschaft generell. Unter (1) fallen folg. für die empirische und anwendungsorientierte Forschung gültigen Regeln: Ergebnisoffenheit, Öffentlichkeit, Korrektheit, Dokumentation, Zugänglichkeit (der Daten), keine Fremd- und Selbstplagiate, fachkompetente und unabhängige Begutachtung sowie die eigene Beteiligung an solchen Begutachtungsprozessen. Die Vermittlung, Überwachung und Weiterentwicklung dieser Regeln ist eine wichtige Aufgabe aller am Wissenschaftsprozess beteiligten Institutionen und Individuen. Unter (2) wird (a) innerhalb der Praktizierenden gegenseitige Aufrichtigkeit, gerechte Beteiligung an den Ergebnissen und der gegenseitige Schutz vor körperlichen und psych. Gefahren verstanden. Die (b) Untersuchungsteilnehmer haben grundsätzlich das Recht auf rationale Selbstbestimmung (Selbstbestimmungsrecht), physische und psych. Integrität sowie Privatsphäre. Deswegen sind in Untersuchungen bewusste Täuschung, das Zufügen von Schmerz oder seelischer Pein sowie unerlaubtes Eindringen in die Privatsphäre ethisch verboten, es sei denn, der Teilnehmer gibt zuvor seine informierte Zustimmung (Forschungsethik) zu der Untersuchung ab. Sind Täuschungen für das Gelingen der Untersuchung unvermeidlich, muss der Teilnehmer im Anschluss an die Untersuchung über die wahren Zusammenhänge aufgeklärt werden (debriefing). Die Sicherstellung der informationellen Selbstbestimmung sowie die Wahrung der Vertraulichkeit gewährleistet der Forscher durch transparente Information über Zugang, Verknüpfung und Schutz der erhobenen Daten. Die (c) Verantwortung der arbeits- und organisationspsychol. Forschung gegenüber der Gesellschaft verpflichtet dazu, solide empirische Erkenntnisse zur Steigerung des menschlichen Wohlbefindens einer möglichst großen Zahl von Menschen am Arbeitsplatz zu liefern und übergreifend das allg. Verständnis wichtiger psychol. Zusammenhänge über Menschen in Organisationen zu verbessern.