Arbeitsvermeidung
[engl. work avoidance], [EM, PÄD], der Begriff stammt aus der Motivationsps. (Motivation), genauer der Zieltheorie sensu Nicholls u. a. (Zieltheorien). Personen mit Tendenz zur Arbeitsvermeidung geht es beim Ausüben einer Tätigkeit primär darum, wenig Arbeit aufzuwenden. Arbeitsvermeidung ist abzugrenzen von Annäherungs- und Vermeidungs-Leistungszielen (Leistungszielorientierung) sowie Lernzielen (Lernzielorientierung), die ebenfalls Ziele in Lern- und Leistungskontexten darstellen. Während das Verfolgen dieser letztgenannten Ziele i. e. S. als leistungsmotiviert gelten kann, da eine Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab erfolgt, trifft dies auf Arbeitsvermeidung nicht zu. Das Konzept der Arbeitsvermeidung ist zu unterscheiden von dem Konzept der Anstrengungsvermeidung nach Rollett, da bei Letzterem angenommen wird, dass das Individuum durch aktiven Strategieeinsatz Anstrengungen in einem eingegrenzten Tätigkeitsbereich vermeidet, um neg. affektiven Konsequenzen zu entgehen (z. B. Sich-Blamieren). Daher steht das Konzept der Anstrengungsvermeidung dem der Vermeidungs-Leistungsziele näher als dem der Arbeitsvermeidung. Arbeitsvermeidung kann i. S. einer habituellen Präferenz zeitlich stabil und transsituational konsistent sein (trait) oder sie kann situativ angeregt werden (state). In ersterem Fall spricht man von Zielorientierung. Ziele in Lern- und Leistungssituationen sind ein wichtiger Forschungsgegenstand, weil sie in systemat. Zusammenhang mit Erleben und Verhalten sowie erbrachter Leistung stehen. Die Tendenz zur Arbeitsvermeidung geht kurz- wie langfristig mit geringem Engagement und schlechten Leistungen einher. Zur Erfassung von Arbeitsvermeidung und weiteren Zielen stehen im dt.sprachigen Raum die für Schüler normierten Skalen zur Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation (SELLMO) zur Verfügung.