Arzneimittelwechselwirkungen

 

[engl. drug interactions], [PHA], wenn sich die Wirkung eines Arzneimittels durch die Zugabe eines zweiten Arzneimittels ändert, liegt eine Arzneimittelwechselwirkung vor. Man unterscheidet pharmakokinetische und pharmakodynamische Arzneimittelwechselwirkungen. Bei pharmakokinetischen Arzneimittelwechselwirkungen beeinflusst das eine Arzneimittel die Pharmakokinetik eines anderen. Dies ist in allen Phasen der Pharmakokinetik möglich, während der Resorption, der Verteilung, der Metabolisierung (am häufigsten) und der Exkretion. Bei pharmakodynamischen Arzneimittelwechselwirkungen greifen die kombinierten Arzneimittel am gleichen Effektorsystem an, über welches die Medikamente ihre Wirkung entfalten. Bei Arzneimittelwechselwirkungen kann es zu einer Wirkungsabschwächung bis hin zum Wirkverlust oder zu einer Wirkverstärkung kommen. Mit einer Wirkabschwächung ist zu rechnen, wenn eine antagonistisch wirksame Substanz mit einer agonistisch wirksamen kombiniert wird (pharmakodynamisch) oder wenn eine Substanz die metabolische Inaktivierung des kombinierten Arzneimittels beschleunigt (pharmakokinetisch). Z. B. wirkt das Antiparkinsonmedikament Levodopa durch Bildung von Dopamin stimulierend auf Dopaminrezeptoren. Wenn gleichzeitig ein Antipsychotikum wie Haloperidol oder Risperidon eingenommen wird, welche durch Hemmung von Dopaminrezeptoren wirken, dann wird sowohl die Wirkung von Levodopa als auch die der Antipsychotika abgeschwächt, eine pharmakodynamische Arzneimittelwechselwirkung. Ein Bsp. für eine Wirkabschwächung durch pharmakokinetische A. ist die Kombination von Johanniskrautpräparaten (Johanniskraut), die zur Depressionsbehandlung (Depression) zugelassen sind, und dem Immunsuppressivum Ciclosporin. Hyperforin, ein Inhaltsstoff von Johanniskraut, verstärkt den hepatischen Metabolismus von Ciclosporin durch Induktion des Enzyms Cytochrom P450 3A4. Bei Kombination können die Blutspiegel von Ciclosporin auf nicht mehr wirksame Konzentrationen abfallen.

Die meisten Arzneimittelwechselwirkungen sind pharmakodynamischer Natur, und am häufigsten sind es solche, die zu einer Wirkverstärkung mit dem Risiko von Unverträglichkeit bis zu einer Intoxikation führen. Ein Bsp. für eine pharmakodynamische Arzneimittelwechselwirkung ist die Kombination von einem Monoaminooxidase-Hemmer und einem Serotonin-Wiederaufnahmeversträker. Durch Hemmung von zwei unterschiedlichen Inaktivierungsmechanismen von Serotonin, enzymatischen Abbau und Wiederaufnahmehemmung kommt es zu einer Serotonin-Überstimulation. Eine häufige pharmakokinetische Wechselwirkung ist die Hemmung von Enzymen des Abbaus von Fremdstoffen durch ein erstes Arzneimittel. Wenn das zweite Arzneimittel bevorzugt durch das gehemmte Enzym abgebaut wird, steigen die Blutspiegel an und es resultiert eine Wirkverstärkung oder Wirkpotenzierung. Bei Kombination von Metoprolol (hemmt das Cytochrom-P450-Enzym CYP2D6) und Nortriptylin (Abbau durch CYP2D6) kann es zu einer Intoxikation durch Nortriptylin kommen (Delir, Herzstillstand, Krampfanfall).

Insges. erhöhen Arzneimittelwechselwirkungen das Risiko des Auftretens von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Nach einer Untersuchung in den Vereinigten Staaten werden jährlich knapp 200 000 Aufnahmen ins Krankenhaus durch Arzneimittelwechselwirkungen verursacht. Arzneimittelwechselwirkungen können allerdings nicht nur Schaden verursachen, sie können auch zur Wirkverbesserung therap. erwünscht sein. Ein Bsp. für eine erwünschte Arzneimittelwechselwirkung ist die Augmentation einer Antidepressiva-Monotherapie mit Lithium.

Referenzen und vertiefende Literatur

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