Attributionsstil, feindseliger
[engl. hostile attribution style/bias], [PER, SOZ], der feindselige Attributionsstil beschreibt die Tendenz einer Person, in uneindeutigen Situationen das Verhalten anderer als feindselig zu interpretieren, obwohl keine klaren Informationen zur Absicht des Interaktionspartners vorliegen (Nasby et al., 1979). Dieser Attributionsstil (Attribuierung) ist nach dem Sozialen Informationsverarbeitungsmodell (Crick & Dodge, 1994) das Produkt ineffizienter und Interpretation sozialer Hinweisreize (cue). Als Ursache dieser verzerrten Interpretation werden selektive Aufmerksamkeit und der Rückgriff auf bereits bestehende aggressionsbezogene Überzeugungen und Schemata diskutiert. Kommt diese Art der Attribution zum Tragen, wird die Suche nach eindeutigen Hinweisreizen, die die Situation außerdem bereithalten mag, nicht fortgesetzt. Stattdessen werden auch andere saliente Stimuli in feindselig getönter Weise interpretiert. Der feindselige Attributionsstil gilt als ein Einflussfaktor auf die Entstehung und Aufrechterhaltung von Aggression, da er als schematische und chronifizierte Art der Informationsverarbeitung in sozialen Situationen auf eine feindselige Absicht und somit Bedrohung fokussiert und dadurch womöglich die Schwelle für aggressives Handeln senkt. Untersucht wird der feindselige Attributionsstil typischerweise mittels der Vignettentechnik. Dazu werden den Testpersonen Szenarien in Textform oder kurze Filmsequenzen sozialer Interaktionen präsentiert, in denen eine Person durch eine andere geschädigt wird, wobei jedoch die Absicht der verursachenden Person unklar bzw. mehrdeutig bleibt. Erfasst wird im Anschluss die Absichtsattribution über geschlossene oder offene Antwortformate.