Aufmerksamkeit, Attenuationstheorie
[engl. attention, attenuation theory; lat. attenuare schwächen, schrumpfen], [KOG, WA], die Attenuationstheorie (Treisman 1964) ist aus der Notwendigkeit entstanden, Befunde zu erklären, die mit der Filtertheorie (Aufmerksamkeit, Filtertheorie) nicht vereinbar waren, insbes. die Beobachtung, dass Information (wie etwa der eigene Name), die nicht die physikal. Eigenschaften aufweist, auf die der Alles-oder-nichts-Filter eingestellt ist, trotzdem den Filter passiert und semantisch verarbeitet werden kann. Die Attenuationstheorie ist ein Modell der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmung bzw. Objekterkennung. Das zentrale Charakteristikum der Theorie ist, dass das Modell eine abgeschwächte (attenuierte) Weiterleitung und Verarbeitung nicht beachteter Information zulässt (die Weiterleitung erfolgt nach einem Mehr-oder-weniger-Prinzip). Der Ort im Verarbeitungsverlauf, an dem die Selektion erfolgt, ist auf einer frühen perzeptiven Stufe angesiedelt (Perzeption); allerdings ist der Selektionsort flexibel. Die sensorische Information wird in einer hierarchisch strukturieren Sequenz von Verarbeitungsschritten analysiert (physikal. Reizmuster → Silben → Wörter → …), wobei das erreichte Analyseniveau von der verfügbaren Verarbeitungskapazität abhängt. Je mehr Kapazität vorhanden ist, desto höher ist die erreichte Verarbeitungsstufe, bevor Information ausgefiltert wird. Ein Objekt wird erkannt (identifiziert), wenn eine in einem Langzeitgedächtnis (Gedächtnis) abgespeicherte Einheit, die dieses Objekt repräsentiert (Repräsentation), aktiviert wird.
Wenn der Attenuationsfilter eine Reduktion der Höhe der Aktivierung des sensorischen Stimulus bewirkt, wie beim nicht beachteten Kanal, so kann eine Einheit nur dann aktiviert werden, wenn ihre Aktivationsschwelle niedrig ist oder wenn sie durch assoziierte Einheiten voraktiviert ist. Mit der Annahme und einer hohen Grundaktivierung best. Einheiten und einer attenuierten Verarbeitung nicht beachteter sensorischer Reize kann erklärt werden, warum bspw. der eigene Name wahrgenommen wird, auch wenn er von jemandem ausgesprochen wird, dem man nicht zuhört (Cocktailparty-Phänomen).