Aufmerksamkeit, distributive
[engl. distributive attention; lat. distribuere verteilen], [KOG], der Begriff bez. die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf mehrere Stimuli gleichzeitig. Bei der theoretischen Erklärung von Selektionsprozessen wird häufig angenommen, dass es einen einzigen Fokus der Aufmerksamkeit gibt (Aufmerksamkeit, selektive), der die aktuell handlungsrelevante Information selektiert, während andere Informationen deselektiert werden. Diese Annahme scheint in Anbetracht des alltäglichen menschlichen Verhaltens nicht vollst. zu sein. Um die Limitation zu umgehen, wird mehr oder weniger explizit argumentiert, dass bei gleichzeitiger Verarbeitung mehrerer Stimuli die Verarbeitung des einen Stimulus teilweise oder vollst. automatisiert ist, sodass keine oder nur sehr wenig fokale Aufmerksamkeit für dessen Verarbeitung erforderlich ist. Alternativ wurde in Studien, in denen Signale in zwei Kanälen überwacht werden mussten (Aufmerksamkeit, Filtertheorie), die Fähigkeit dazu mit einem rasch wiederholten Wechsel (Multiplexing) zw. den Kanälen erklärt, der allerdings mit Kosten verbunden ist. Determinanten der Leistung in solchen Mehrfachaufgaben sind die Aufgabenähnlichkeit, die Übung (Üben) und die Aufgabenschwierigkeit. Aufgabenähnlichkeit kann i. S. einer Überschneidung (zwei auditive Stimuli) bzw. Trennung (ein auditiver und ein visueller Stimulus) der beteiligten Eingangs- bzw. Ausgangsmechanismen verstanden werden. Bei der Determinante Übung ist die Automatisierung und die damit verbundene Reduzierung von Verarbeitungsressourcen ausschlaggebend, wobei freie Ressourcen (Ressource) zur Kontrolle einer weniger stark automatisierten Aufgabe eingesetzt werden können.