Aufmerksamkeit, objektbasierte

 

[engl. object-based attention], [KOG, WA], Modelle objektbezogener Aufmerksamkeit gehen davon aus, dass nicht alle sich an einem best. Ort befindlichen Stimuli (Aufmerksamkeit, ortsbasierte) selektiert werden, vielmehr werden best. Objekte selektiert und andere werden ignoriert. In einem Ansatz, der überzeugende empirische Evidenz für die Existenz eines Mechanismus objektbasierter Selektion erbracht hat, bekamen die Pbn für sehr kurze Zeit zwei einander überlagernde Objekte zu sehen, über deren visuelle Attribute sie entweder ein Urteil oder aber zwei Urteile abgeben mussten (Duncan, 1984). Der entscheidende Unterschied in der Leistung hing davon ab, ob sich die zwei Urteile auf ein einziges oder auf beide Objekte bezogen. Die Genauigkeit von zwei Urteilen bzgl. ein und desselben Objekts war nicht geringer als die Genauigkeit eines einzigen Urteils. Bezog sich jedoch ein Urteil auf ein Objekt und das andere auf das andere Objekt, so war die Genauigkeit der Urteile reduziert, insbes. die Genauigkeit des jew. zweiten Urteils. Dieses Ergebnismuster legt den Schluss nahe, dass die entscheidende Limitation bei der Selektion visueller Information nicht etwa der Ort ist, vielmehr kann zu einem gegebenen Zeitpunkt nur ein einzelnes Objekt selektiert werden. Objektbasierte Aufmerksamkeit ermöglicht den Zugriff auf die einzelnen Merkmale (Farbe, Größe, Orientierung etc.) des selektierten Objekts. Einer der aktuell einflussreichsten objektbasierten Ansätze ist die Theorie der visuellen Aufmerksamkeit (TVA, Bundensen, 1990). In der TVA wird davon ausgegangen, dass die Selektion von Objekten äquivalent ist mit deren Repräsentation im Kurzzeitgedächtnis (Gedächtnis). Nur im Kurzzeitgedächtnis repräsentierte Information wird bewusst und kann das Verhalten steuern. Die TVA geht davon aus, dass die Selektion von Objekten durch zwei Mechanismen bzw. Verarbeitungsstufen vermittelt wird. In einem ersten Verarbeitungsschritt erfolgt ein paralleler Vergleich (matching) von Repräsentationen von Objekten im visuellen Feld und Repräsentationen im visuellen Langzeitgedächtnis. Das Ergebnis des Vergleichs ist ein sog. Evidenzwert; dieser drückt für jedes in der visuellen Szene enthaltene Objekt aus, wie hoch dessen Evidenz ist, zu einer best. Kategorie zu gehören (z. B. zur Kategorie der Buchstaben oder der Ziffern). Die Stärke der Evidenz wird best. durch den Grad der Übereinstimmung zw. der Repräsentation der Stimuli im visuellen Feld und der Langzeitgedächtnis-Repräsentation; der Evidenzwert ist obj. insofern, als dass er von Eigenschaften des Stimulus, wie etwa dessen Sichtbarkeit (Kontrast) abhängt.

In einem zweiten Verarbeitungsschritt treten die Kategorisierungen der ersten Stufe in einen Wettlauf um die Repräsentation im kapazitätslimitierten visuellen Kurzzeitgedächtnis. Überschreitet die Anzahl vorliegender Kategorisierungen die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses, so gehen die überzähligen Kategorisierungen verloren. Gemäß der TVA sind Kategorisierungen durch best. Verarbeitungsraten charakterisiert, die neben dem Evidenzwert durch zwei weitere Parameter best. sind: der Pertinenz und dem bias. Pertinenz und bias resultieren aus zwei Selektionsmechanismen: der Selektion von Merkmalen (filtering) einerseits und der Selektion von Kategorien (pigeonholing) anderseits; beide Werte sind subj., da sie von Erwartungen hinsichtlich des Auftretens von Merkmalen und Kategorien beeinflusst sind. Wichtig ist, dass die TVA annimmt, dass Selektion sowohl die Verarbeitung sensorischer Stimuli als auch die Aktivierung von Langzeitgedächtnisinhalten erfordert.

Referenzen und vertiefende Literatur

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