Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Psychopharmakotherapie
[engl. attention deficit hyperactivity disorder (ADHD), psychopharmacotherapy], [KLI, PHA], die verfügbaren pharmakotherapeutischen Ansätze verfolgen bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) das Ziel, die dopaminerge (Dopamin) und/oder die noradrenerge (Noradrenalin) Neurotransmission zu verbessern. Zugelassen für die Behandlung im Kindes- und Jugendalter sind die Stimulanzien Methylphenidat, Lisdexamphetamin und D-Amphetamin sowie der selektive Noradrenalinrückaufnahmehemmer (SNRI)Atomoxetin. Für die Behandlung der ADHS im Erwachsenenalter haben Methylphenidat (als Medikinet adult und Ritalin adult) und Atomoxetin eine Zulassung. Dabei sind alle genannten Arzneimittel erst ab einem Alter von 6 Jahren zugelassen, und mit der Ausnahme von Atomoxetin unterliegt ihre Verschreibung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtmVV). In allen Altersgruppen gilt Methylphenidat als Medikament der ersten Wahl. Auch Atomoxetin hat die Einstufung als Substanz der ersten Wahl, insbes. bei komorbiden Tic- oder Angststörungen oder bei Vorliegen eines Substanzmissbrauchs oder einer Abhängigkeit. Atomoxetin hat jedoch geringere Effektstärken als Methylphenidat. Lisdexamphetamin und D-Amphetamin sind Medikamente der 2. bzw. 3. Wahl, wenn die Behandlung mit Methylphenidat und Atomoxetin unzureichend war. Im Erwachsenenalter können sie off-label angewendet werden. Off-label können auch Antidepressiva mit einem noradrenergen Wirkmechanismus (z. B. Bupropion, Venlafaxin) oder Monoaminooxydasehemmer (MAOH, Moclobemid, Selegilin, Tranylcypromin) zur Anwendung kommen. Auch das Stimulans Modafinil hat sich in mehreren placebokontrollierten Doppelblindstudien sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen mit ADHS als wirksam erwiesen, die Substanz ist in dieser Indikation jedoch nicht zugelassen.