Ausscheidungsstörungen
[engl. excretory disorders], [KLI], Ausscheidungsstörungen sind eine heterogene Gruppe von Störungen, die durch das meist unwillkürliche Absetzen von Urin oder Stuhl an Stellen gekennzeichnet sind, die im gesellschaftlichen Umfeld nicht dafür vorgesehen sind (z. B. Hose, Bett). Die Harninkontinenz kann organisch bedingt sein durch strukturelle (Fehlbildungen), neurogene (wie Spina bifida) oder andere med. Gründe (wie Harnwegsinfekte). Bei der Enuresis nocturna und der funktionellen Harninkontinenz am Tag müssen organische Ursachen ausgeschlossen und das Kind mind. fünf Jahre alt sein. Die Enuresis nocturna bez. ein Einnässen während des Schlafs. Primäre und sekundäre (ohne und mit Rückfall nach sechs Monaten), sowie mono- und nicht monosymptomatische (ohne und mit Blasendysfunktion) werden unterschieden. Nach Psychoedukation und Kalenderführung sind die apparative Verhaltenstherapie mit einem Klingelgerät und das Medikament Desmopressin Mittel der Wahl. Einnässen tagsüber wird als funktionelle Harninkontinenz bez. Der Begriff Enuresis diurna soll vermieden werden. Viele versch. Formen können unterschieden werden, wie z. B. die Dranginkontinenz, die durch unwillkürliche Kontraktionen des Blasenhohlmuskels gekennzeichnet ist. Eine genaue Diagnostik ist deshalb erforderlich. Therap. sind Änderungen des Trink- und Toilettenverhaltens, spezif. kogn.-verhaltenstherap. Interventionen und Medikamente angezeigt. Auch die Stuhlinkontinenz kann organisch bedingt sein, z. B. durch strukturelle, neurogene und metabolische Ursachen. Bei der Enkopresis (oder funktionellen Stuhlinkontinenz) müssen organische Ursachen ausgeschlossen und das Kind mind. vier Jahre alt sein. Enkopresis mit und ohne Obstipation (Verstopfung) werden unterschieden. Beide werden mit einem Toilettentraining behandelt. Bei der Verstopfung sind zusätzlich Laxanzien (Abführmittel) angezeigt. Ausscheidungsstörungen sind zu 20–50 % mit komorbiden psych. Störungen assoziiert (Komorbidität). Die Prävalenz nimmt bis zum jungen Erwachsenenalter ab, um mit höherem Alter wieder anzusteigen. Bei Erwachsenen finden sich andere Formen der Inkontinenz häufiger als bei Kindern, wie z. B. die Stressinkontinenz, die mit Urinabgang bei erhöhtem intraabdominellem Druck (z. B. Husten, Niesen) verbunden ist.