Beobachtungsfehler

 

[engl. observer bias, rater bias], syn. Beurteilungsfehler, Beobachtungsverzerrung, [DIA, FSE, KOG], bei einer Beobachtung soll das Beobachtungsergebnis möglichst genau und unverfälscht eine Merkmalsausprägung des beobachteten Objekts widerspiegeln. Als Beobachtungsfehler wird die Abweichung des Beobachtungsergebnisses von der tatsächlichen, wahren Merkmalsausprägung des Objekts bez. (Messtheorie, Testtheorie). Ein unsystematischer Beobachtungsfehler liegt vor, wenn der Beobachtungsfehler durch zufällige Ungenauigkeiten im Beobachtungsprozess bedingt ist (Reliabilität). Diese Ungenauigkeit ist z. B. umso größer, je weniger Information der Beobachter über das Objekt besitzt oder je unaufmerksamer die Beobachtung erfolgt. Ein unsystematischer Beobachtungsfehler führt nicht zu einer systematischen Über- oder Unterschätzung der Merkmalsausprägung. Ein systematischer Beobachtungsfehler verfälscht das Beobachtungsergebnis in eine best. Richtung (Unter- oder Überschätzung der Merkmalsausprägung). Dies kann dadurch bedingt sein, dass die Beobachtungssituation keine valide (Validität) Beurteilungsgrundlage liefert (vgl. Tab.: Fehler zulasten der Beobachtung): z. B. künstliches Verhalten der Beobachteten in der Beobachtungssituation aufgrund von Vermutungen über das Beobachtungsziel (z. B. in einer wiss. Untersuchung) oder weil ein best. Eindruck erzeugt werden soll (z. B. soziale Erwünschtheit in einem Bewerbungsgespräch). Aber auch die Beobachtungsmethodik (z. B. Benennung und Skalierung der Beurteilungsskalen) kann Verzerrungen der Messergebnisse verursachen. Fehler zulasten des Beobachters sind durch Fehler in der Informationsverarbeitung und -wiedergabe durch den Beobachter bedingt. Typische wahrnehmungs-, interpretations-, erinnerungs- und wiedergabebedingte Beobachtungsfehler sind in der beigefügten Tab. dargestellt. Zur Bestimmung des Ausmaßes der beobachterbedingten Verzerrungen sollte bei jeder Beobachtungsstudie vor der Haupterhebung die Beobachterübereinstimmung (Maße der Beurteilerübereinstimmung) analysiert und ggf. durch ein Beobachtertraining (Beurteilertraining) optimiert werden, damit eine hinreichende Messqualität gewährleistet werden kann. kognitive Fehler.

Beobachtungsfehler (Greve & Wentura, 1997)
Fehler zu Lasten des BeobachtersFehler zu Lasten der Beobachtung

Wahrnehmungsbedingt:

1.) Konsistenzeffekte: z.B. Halo-/Hofeffekt

2.) Einfluss vorangehender Informationen: z.B. Pygmalion-Effekt

3.) Projektion

4.) Erwartungseffekte

5.) Emotionale Beteiligung

6.) Logischer Fehler (z.B. implizite Persönlichkeitstheorie)

7.) Observer Drift

Reaktivitäts- und Erwartungseffekte:

Beobachtete passen ihr Verhalten an ihre Interpretation der Untersuchungssituation an (z.B. Hawthorne-Effekt, soziale Erwünschtheit)


Beobachtungs- und Untersuchungsbedingungen: z.B. künstliches Verhalten in Untersuchungssituationen


Mängel des Beobachtungssystems: z.B. vergessene oder unangemessene Beobachtungskategorien

Interpretationsbedingt:

1.) Tendenz zur Mitte/Tendenz zu Extremwerten

2.) Persönliche Tendenz: Akquieszenz, soziale Erwünschtheit, Kontrastbildung

Erinnerungsbedingt:

1.) Grenzen der Gedächtniskapazität (Gedächtnis)

2.) Erinnerungsverzerrungen und -selektion

Wiedergabebedingt:

Verzerrung aufgrund der Reproduktion (z.B. Sprach-/Darstellungsvermögen)

Beobachtungsfehler
Die Tabelle steht Ihnen nur mit der Premium-Version zur Verfügung..

Referenzen und vertiefende Literatur

Die Literaturverweise stehen Ihnen nur mit der Premium-Version zur Verfügung.

Datenschutzeinstellungen

Wir verwenden Cookies und Analysetools, um die Sicherheit und den Betrieb sowie die Benutzerfreundlichkeit unserer Website sicherzustellen und zu verbessern. Weitere informationen finden Sie unter Datenschutz. Da wir Ihr Recht auf Datenschutz respektieren, können Sie unter „Einstellungen” selbst entscheiden, welche Cookie-Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass Ihnen durch das Blockieren einiger Cookies möglicherweise nicht mehr alle Funktionalitäten der Website vollumfänglich zur Verfügung stehen.