Bezugssystem
[engl. frame of reference], [KOG, WA], ein nicht nur in der Mathematik (Koordinatensystem) und Physik (cm-g-s-System), sondern seit Koffkas framework (Koffka, 1935) auch in der Ps. üblich gewordener Begriff. Metzger fasste das Problem als das des Ortes und des Maßes. Schon Wertheimer hatte 1912 (Wertheimer, 1912), ohne bereits von einem Bezugssystem zu sprechen, diese Idee angesprochen, mit der Bemerkung, dass genaue Lokalisation auf dem «Zueinander von Mehrerem» oder auf «Verhältnissen in ausgedehnten Bereichen» beruhe. Dieser Sachverhalt bleibt aber meistens «unscheinbar». In diesem Hauptfall sprach Bischof 1966 von «funktionalem Bezugssystem» (Bischof, 1966b, 1974b). Hiervon unterschied er als «evidentes Bezugssystem» den Fall, wo «Eigenschaften oder Zustände anschaulicher Objekte als wesenhaft ‹abhängig von›, ‹verankert an›, ‹bezogen auf› oder ‹orientiert an› anderen phänomenalen Gegebenheiten erlebt werden». Metzger gab 1940 eine systematische Übersicht über Klassen solcher Bezugssysteme: «Von der Lage und der Stellung zu einem wirklich vorhandenen seelischen Bezugssystem sind bestimmt und haben außerdem keinen Sinn: (1) Alle sog. ‹absoluten› Eigenschaften: klein (winzig), groß (riesig); nahe, fern; oben, unten; früh, spät; schnell, langsam; laut, leise; fleißig, faul; klug, dumm usw. Wenn ein Ding ‹größer als› ein anderes und doch ‹klein› erscheint, so bezieht sich die zweite Angabe auf die Stellung im augenblicklich wirksamen Bezugssystem. (2) Bestimmte, ebenfalls absolut erscheinende Zustände: aufrechtstehend, liegend, schräg; ruhend, bewegt; beständig, veränderlich usw. (3) Best. Teilfunktionen: Basis, Sockel, Fuß, Gipfel, Flanke usw.; Grundton, Leitton, Auftakt, Synkope usw.» Metzger berichtete bes. eingehend von Bezugssystemen der räumlichen und zeitlichen Orientierung. Seitdem sind die in seiner oben genannten Dreiteilung sog. absoluten Eigenschaften empirisch eingehender studiert worden, so von Helson, Sarris und Witte. Ankerreiz, Perspektivität, Perspektivismus.